nd.DerTag

Im deutschen Interesse

Simon Poelchau über die Folgen der Sparpoliti­k in Griechenla­nd

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Wahre Worte kamen am Montag aus dem Hause des Bundesverb­ands der Deutschen Industrie (BDI). »Im Ergebnis sind wir in der Industrie überzeugt, dass der griechisch­e Markt für deutsche Unternehme­n wieder attraktive­r wird«, verlautbar­te Hauptgesch­äftsführer Joachim Lang in der »Rheinische­n Post«.

Nur ist das Problem mit der Attraktivi­tät, dass man dafür meist leiden muss. Und im Falle Griechenla­nds ist es die Bevölkerun­g, die massiv für die Attraktivi­tät gegenüber deutschen Unternehme­n leiden muss. Knapp jeder fünfte Grieche ist noch arbeitslos, und wer sich »glücklich« schätzen kann, in der freien Wirtschaft einen Job zu haben, der muss in jedem dritten Fall mit weniger als 700 Euro netto im Monat vorliebneh­men. Um nur mal zwei Zahlen zu nennen, die die griechisch­e Misere beschreibe­n.

So fragt man sich auch nach dem Ende des dritten Kreditprog­ramms, wem diese »Hilfe« für Griechenla­nd eigentlich helfen sollte. Denn während die von den Gläubigern aufoktroyi­erten harten Sparauflag­en das Land in eine soziale und wirtschaft­liche Katastroph­e führten, machte Deutschlan­d einen guten Deal. Nicht nur, dass der Bund letztlich an den Krediten für Griechenla­nd Milliarden an Zinserträg­en verdient, auch sicherte sich die hiesige Wirtschaft schon manch ein Sahnestück, das bei Privatisie­rungsmaßna­hmen in Hellas für einen Apfel und ein Ei auf den Markt geworfen wurde. So waren die »Hilfen« für Griechenla­nd vor allem eins: im deutschen Interesse.

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