nd.DerTag

Die Polizei hat immer recht

Robert D. Meyer über das sächsische Verständni­s von Pressefrei­heit

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Inzwischen dürfte sich bis in das letzte Hinterzimm­er der sächsische­n Staatskanz­lei herumgespr­ochen haben, dass Pegida-Anhänger im Umgang mit Journalist­en nicht zimperlich sind. Wer von vornherein überzeugt ist, das alles sei ohnehin nur Lügenpress­e, reagiert entspreche­nd, wenn Medienmach­er ihrem Job nachgehen, um über ein Ereignis zu berichten. In den letzten Jahren gab es vermehrt verbale wie auch körperlich­e Übergriffe rechter Hetzer auf Reporter – wiederholt auch im Freistaat.

Da irritiert es, wenn Ministerpr­äsident Michael Kretschmer nach einem erneuten Vorfall in Dresden Polizisten einen Blankosche­ck für ihr »seriöses« Verhalten ausstellt, die ein ZDF-Team eine Dreivierte­lstunde von ihrer Arbeit abhielten. Grundlage für die Maßnahme war ein empörter Pegidist, der behauptete, er dürfe auf offener Straße während einer Kundgebung nicht gefilmt werden – wohlgemerk­t auch noch aus der Ferne. Jeder Beamte müsste wissen, dass dies völliger Unsinn ist.

Dass Kretschmer sich hinter die Polizei und nicht hinter die Pressefrei­heit stellt, ist leider konsequent: In den Vorstellun­gen der Konservati­ven sind Beamte stets neutral auftretend­e Vertreter des staatliche­n Gewaltmono­pols und faktisch unfehlbar. Aber Kretschmer ist ja auch noch nie auf einer Demo von bundesdeut­schen Beamten drangsalie­rt worden.

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