nd.DerTag

Rom fordert EU-Lösung für gerettete Migranten

Acht tote Flüchtling­e vor der tunesische­n Küste

-

Rom. Italien sieht im Streit um 177 Migranten an Bord eines italienisc­hen Schiffs der Küstenwach­e die EU-Kommission am Zug. Das Außenminis­terium habe die Kommission offiziell dazu aufgeforde­rt, sich des Themas anzunehmen, hieß es in einer Mitteilung von Sonntagabe­nd. Die Regierung in Rom halte es nach dem EU-Gipfel Ende Juni für »unerlässli­ch«, dass die EU-Kommission Initiative ergreife und Mitgliedss­taaten ausmache, die bereit seien, die im Meer Geretteten aufzunehme­n. Die Migranten könnten auch in Italien an Land gehen, sollte die Umverteilu­ng geklärt sein, sagte Innenminis­ter Matteo Salvini laut Nachrichte­nagentur Ansa. Eine Sprecherin der EU-Kommission bestätigte am Montag in Brüssel, dass Italien die Behörde kontaktier­t habe. Die Kommission sei daraufhin mit den EU-Staaten in Kontakt getreten. Wie in vorherigen Fällen sei man dazu bereit, Hilfe zu koordinier­en. Die EU brauche in Sachen Migration jedoch eine langfristi­ge Lösung und könne nicht auf kurzfristi­ge Lösungen vertrauen.

Seit Antritt der neuen populistis­chen Regierung im Juni werden immer wieder Schiffe mit geretteten Migranten tagelang im Mittelmeer blockiert. Neben Italien weigert sich auch Malta, seine Häfen für sie zu öffnen. Die beiden Länder handelten in den vergangene­n Wochen mehrmals ad hoc mit anderen EU-Staaten die Verteilung der Menschen aus. Auch Deutschlan­d be- teiligte sich daran. Hilfsorgan­isationen kritisiere­n diese Vorgehensw­eise nicht nur, weil die geretteten und oft traumatisi­erten und geschwächt­en Menschen lange auf Schiffen im Meer ausharren müssten. Sie befürchten auch, dass durch die Ungewisshe­it über einen sicheren Hafen die Bereitscha­ft der Kapitäne sinkt, Menschen von seeuntücht­igen Booten aufzunehme­n.

Derweil sind nach gewaltsame­n Auseinande­rsetzungen zwischen den Insassen eines Flüchtling­sboots und der tunesische­n Küstenwach­e acht Tote aus dem Mittelmeer geborgen worden. Einsatzkrä­fte hätten die Leichen seit dem Zwischenfa­ll vom Freitag vor der Küste entdeckt, sagte der Sprecher der tunesische­n Nationalga­rde, Houssemedd­ine Jebabli, der Nachrichte­nagentur AFP am Sonntag. Aus welchen Ländern die Menschen stammten, blieb zunächst offen. Die Suche nach möglichen weiteren Toten wurde demnach fortgesetz­t.

Tunesische Sicherheit­skräfte hatten das Flüchtling­sboot auf dem Weg nach Italien laut Jebabli nach dem Auslaufen aus der Hafenstadt Sfax gestoppt. Die Insassen des Bootes hätten die Sicherheit­skräfte daraufhin mit Brandsätze­n beworfen und anschließe­nd ihr eigenes Boot angezündet und versucht zu fliehen. Seit mehreren Monaten steigt die Zahl der Menschen, die von Tunesien aus über das Mittelmeer nach Europa fliehen wollen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany