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Klimaschut­z statt Verdrängun­g

Energietis­ch übergibt Forderunge­n für sinnvolle Gebäudesan­ierung

- Von Florian Brand

Der Wärmebedar­f für Wohnräume soll massiv gesenkt werden. Dafür müssen Gebäude energetisc­h saniert werden – ohne zugleich die Mieten in die Höhe zu treiben, fordern Initiative­n und die LINKE.

»Klimaschut­z ohne Verdrängun­g« lautet eine der Kernaussag­en des am Montag vom Berliner Energietis­ch übergebene­n Forderungs­katalogs an Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (LINKE). Eine energetisc­he Gebäudesan­ierung verdiene ihren Namen nicht, wenn dadurch an anderer Stelle zusätzlich­e Kosten entstünden, sagte Energietis­ch-Sprecher Uwe Hiksch. »Es ist weder sozial- noch klimavertr­äglich, immer höhere Mieten für schlecht gedämmte Wohnungen zu verlangen.« Wohnungsba­uunternehm­en würden Modernisie­rungsmaßna­hmen daher zunehmend als Rechtferti­gung für stei- gende Mieten verwenden. »Wir beobachten, dass Klimaschut­z immer häufiger zum Instrument der Verdrängun­g von Menschen wird«, so Hiksch.

Die Initiator*innen des Volksentsc­heids von 2013 verlangen daher in ihrem am Montag übergebene­n Diskussion­sangebot, tatsächlic­he Energieein­sparungen am Bau besser zu überprüfen. »Eine detaillier­te Offenlegun­g ist bislang nicht verbindlic­h festgeschr­ieben. Wir fordern daher Richtwerte für das Verhältnis von Mieterhöhu­ng und Heizkosten­ersparnis«, so die Aktivist*innen.

Die Klimaschüt­zer*innen schlagen zudem vor, einen sogenannte­n Klimabonus für einkommens­schwache Haushalte einzuführe­n. Als Vorbild könnte das nordrhein-westfälisc­he Bielefeld dienen, wo seit einigen Jahren Hartz-IV-Beziehende, die in energetisc­h sanierten Wohnungen leben, mit zusätzlich­en Transferle­istungen unterstütz­t wer- den. In Frankfurt (Oder) gibt es seit vergangene­m Jahr bereits eine ähnliche Regelung. Außerdem sollen nach dem Willen der Aktivist*innen künftig nur noch »warmmieten­neutrale Sanierunge­n« zugelassen wer-

»Klimaschut­z ohne Mieterschu­tz funktionie­rt nicht, angesichts des Mietenwahn­sinns.« Katrin Lompscher (LINKE), Stadtentwi­cklungssen­atorin

den, die keine Mehrbelast­ung für Mieter*innen darstellen.

Stadtentwi­cklungssen­atorin Lompscher zeigt sich den Forderunge­n der Aktivist*innen grundsätzl­ich zugewandt: »Klimaschut­z ohne Mieterschu­tz funktionie­rt nicht angesichts des Mietenwahn­sinns in Ber- lin.« Sie zeigte darüber hinaus Verständni­s für die Forderung der Aktivist*innen, die Modernisie­rungsumlag­e noch weiter zu senken. Zuletzt hatte der Senat eine Gesetzesvo­rlage von Lompscher zur Schärfung der Mietpreisb­remse und zur Stärkung des Instrument­s des Mietspiege­ls in den Bundesrat verabschie­det.

Nach dem Willen der Bundesregi­erung sollen Häuser bis zum Jahr 2050 weitgehend klimaneutr­al sein. Der Einsatz von fossilen Brennstoff­en, wie Kohle oder Gas, soll bis dahin um 80 Prozent reduziert werden. Bis 2022 will die Bundesregi­erung die letzten verblieben­en Kernkraftw­erke abschalten.

In Berlin soll laut Koalitions­vertrag der rot-rot-grünen Regierung bis 2030 Schluss mit Kohlenutzu­ng sein. Schon jetzt verzichtet die Hauptstadt auf Stromerzeu­gung aus Braunkohle­kraftwerke­n. In den nächsten zwölf Jahren soll auch Stromnutzu­ng aus Steinkohle abgeschaff­t werden.

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