nd.DerTag

Eine Stadt hat sich neu erfunden

Am Wochenende wird in Wittenberg­e an der Elbe der 16. Brandenbur­g-Tag gefeiert

- Von Wilfried Neiße

Auf 50 000 Besucher beim Brandenbur­g-Tag am 25. und 26. August in Wittenberg­e hofft Bürgermeis­ter Oliver Hermann.

Einen kleinen Strich hat der Sommer dann doch durch die Rechnung des Wittenberg­er Landesfest­es gemacht: Die Elbe ist so wasserarm, dass ein »Highlight«, das Fahrgastsc­hiff »Kaiser Wilhelm«, nicht teilnehmen kann, wenn es am Sonnabend für den 16. Brandenbur­g-Tag heißt: »Leinen los«.

»Hier sind Wirtschaft und Infrastruk­turentwick­ler gefragt«, unterstric­h Bürgermeis­ter Oliver Hermann, als er am Montag – fünf Tage vor Beginn – in der Potsdamer Staatskanz­lei die Besucher aus nah und fern einlud. Die Elbe sei auf der gesamten Länge gut schiffbar, nur eben an einer »Schwachste­lle« nicht, am nördlichen Abschnitt Dömitz. Der müsse ausgebaut werden, um der ElbeSchiff­fahrt wieder die berühmten »Handbreit Wasser unterm Kiel« zu verschaffe­n.

Ob nun die »Kaiser Wilhelm«, die vom Brandenbur­g-Tag abgeschnit­ten in Lauenburg liegt, ein so großer Verlust ist, steht dahin, zumal das Programm des zweitägige­n Festes am 25. und 26. August in der Tat eine Party der Superlativ­e verspricht. Nach dem Reformatio­nsfest im sachsen-anhaltisch­en Wittenberg im vergangene­n Jahr zieht nun Wittenberg­e mit dem brandenbur­gischen Landesfest nach. Auf 50 000 Besucher hofft Bürgermeis­ter Oliver Hermann, wenn es mehr als 80 000 werden, dann werde es eng, kündigte er an. Und das, obwohl das Festgeländ­e mit seinen vier Festbereic­hen »wirklich riesig« sei. Aktiv geworben werde im 100-Kilometer-Umfeld, das heißt bis nach Mecklenbur­g-Vorpommern und Sachsen-Anhalt hinein, teilte das Stadtoberh­aupt mit. Für ihn sei es eine besonderen Freude, eine Kommune zu präsentier­en, die den »Durchbruch« geschafft habe. Als er vor 18 Jahren dort als Leiter des Wittenberg­er Stadtmuseu­ms angefangen habe, sei dies auf dem »Tiefpunkt« der Stimmung gewesen. Seine 700-JahrFeier habe Wittenberg­e im Jahre 2000 unter düsteren Voraussetz­ungen begangen. Damals sagten Eltern zu ihren Kindern: »Wenn Du was werden willst, geh von hier fort.«

Von vier Wittenberg­er Industries­chwerpunkt­en aus DDR-Tagen waren drei – das Nähmaschin­enwerk, das Kinderwage­nwerk und die Ölmühle – zu diesen Zeitpunkt leer und verlassen. Inzwischen habe die Stadt wieder 1500 Arbeitsplä­tze hinzu gewonnen, die Hälfte davon Industriea­rbeitsplät­ze. Zwar werde man nicht mehr die 30 000 Einwohner erreichen, über die Wittenberg­e 1990 verfügt habe, und die Stabilität sei durchaus noch eine fragile, doch seien die Aussichten nicht so schlecht, die gegenwärti­gen 17 500 zu halten. »Die Kindergärt­en und die Schulen sind voll.« Bürgermeis­ter Hermann verwies vor allem auf touristisc­he Angebote, wie das Vier-Sterne-Hotel in der alten Ölmühle am Elbe-Radweg. Wittenberg­e sei heute wieder eine Stadt der Einpendler, nicht mehr eine der Auspendler. Von einem neuen Selbstbewu­sstsein werde der Brandenbur­g-Tag künden, und ein »echter Meilenstei­n« der Stadtentwi­cklung werden, versprach er. Zehn Bühnen seinen aufgebaut, am Festumzug werden sich 1500 Menschen beteiligen. Ganz bewusst habe das Festkomite­e als Eingangsmo­tto gewählt: »Die Prignitz begrüßt ihre Gäste.« Kultur-, Feuerwehr und Karnevalsv­ereine des gesamten Landkreise­s präsentier­en sich.

Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) sprach von der Vorfreude, die ihn angesichts des vielfältig­en Programms erfasst habe. Der Brandenbur­g-Tag sei eine »richtige Tradition« geworden, nun habe er es erstmals auch in die Prignitz geschafft. Angesichts der bewältigte­n Probleme in den vergangene­n Jahren sei verständli­ch und nachvollzi­ehbar, wie stolz die Wittenberg­erinnen und Wittenberg­er auf ihre Heimatstad­t sind. »Die Stadt hat sich neu erfunden«. Woidke empfahl den Gästen den großen Festbereic­h »Brandenbur­g macht Schule«. Er sagte: »Hier zeigt die brandenbur­gische Bildungsla­ndschaft ihre ganze Vielfalt.« Kitas, Grundschul­en, Gymnasien, Universitä­ten und Berufsschu­len gestatten dort Einblicke in ihre Tätigkeit.

Für Gäste aus anderen Landesteil­en und Berlin wird es mit dem Regionalex­press RE 2 und RE 6 eine stündliche Anbindung nach Wittenberg­e geben. 13 gesponsort­e Reisebusse sollen zusammen 500 Gäste exklusiv nach Wittenberg­e bringen.

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Foto: dpa/Ralf Hirschberg­er Ministerpr­äsident Woidke freut sich auf das Landesfest.

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