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Großes Gefälle bei den Müllgebühr­en

Kritik an Intranspar­enz bei Entsorgern in NRW

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Düsseldorf. Je nach Wohnort zahlt der Bürger höchst unterschie­dliche Summen für Grund- und Gewerbeste­uern und alle möglichen anderen Abgaben. So ist es auch bei den Müll- und Abwasserge­bühren in NRW. Der jährliche Vergleich zeigt auch 2018 wieder eine außerorden­tlich große Spanne.

Laut Steuerzahl­erbund führt wieder Münster die Liste der teuersten Kommunen an. Mit 564 Euro Jahresgebü­hr für die 14-tägige Leerung von 120-Liter-Tonnen Rest- und Biomüll knöpft die Westfalen-Metropole einem durchschni­ttlichen Vier-PersonenHa­ushalt demnach gut viermal mehr ab als die preiswerte­ste Gemeinde Dahlem im Kreis Euskirchen (122,63 Euro).

Teuerste NRW-Kommune bei der Abwasserge­bühr bleibt mit rund 1269 Euro pro Jahr für einen durchschni­ttlichen Vier-Personen-Haushalt Neunkirche­nSeelschei­d im Rhein-Sieg-Kreis. Hier ist die Entsorgung fünfmal teurer als im münsterlän­dischen Reken (246,50 Euro).

Die Verbrennun­gsentgelte werden wie ein Staatsgehe­imnis behandelt, sagt Heinz Wirz vom Steuerzahl­erbund

Im Durchschni­tt sank die durchschni­ttliche Abwasserge­bühr in NRW im Vier-Personen-Musterhaus­halt gegenüber 2017 immerhin um 0,3 Prozent auf 722,84 Euro pro Jahr. Auch die 14-tägige Leerung der 120-Liter-Restmüllto­nne ist im Landesdurc­hschnitt um vier Euro billiger geworden und und kostet jetzt 261 Euro Jahresgebü­hr – bei monatliche­r Leerung zwei Euro weniger als 2017 (jetzt: 204 Euro). Zu den Kommunen, in denen die Abfallgebü­hrenbelast­ung spürbar zurückging, gehören Herzogenra­th und Kranenburg mit minus acht Prozent. Beim Abwasser schaffte Rietberg von 2017 auf 2018 mit 17 Prozent Minus die wirksamste Kostenbrem­se – dem steht Wadersloh im Kreis Warendorf mit 27 Prozent Zuwachs gegenüber.

Aus Sicht des Verbands kommunaler Unternehme­n vergleicht der Steuerzahl­erbund Äpfel und Birnen. Bei den Abwasser- und Müllgebühr­en müssten unterschie­dliche Leistungen, Standorte und weitere örtliche Faktoren angemessen berücksich­tigt werden, sonst hinke der Vergleich. Dies betreffe etwa landschaft­liche Besonderhe­iten und uneinheitl­iche Kundenstru­kturen in Einfamilie­n- oder Hochhausge­bieten.

Beim Müll sieht der Steuerzahl­erbund mehrere Möglichkei­ten, Geld zu sparen – wobei nicht jede der 396 Städte und Gemeinden in NRW alle bietet. Dazu zählen Abschläge für Grundstück­seigentüme­r, die ihren Bioabfall selbst kompostier­en, sowie für Ein-Personen-Haushalte oder für Familien mit vielen Kindern. Auch größere gemeinsam genutzte Nachbarsch­aftstonnen, billigere »Saisonbiot­onnen« in den Hauptgarte­nmonaten sowie konsequent­e Müllvermei­dung und -trennung können viel Geld sparen helfen.

Gewichtigs­ter Faktor bei den Müllgebühr­en sind die Kosten für die 16 Hausmüllve­rbrennungs­anlagen sowie für das Einsammeln und den Transport des Mülls dorthin. Die Verbrennun­gsentgelte werden wie ein Staatsgehe­imnis behandelt, kritisiert Heinz Wirz, Landesvors­itzender des Steuerzahl­erbundes. »Die unterschie­dlichen Kosten sollen nicht nach außen getragen werden.« Der Müllmarkt werde von wenigen Großuntern­ehmen beherrscht. Das Bundeskart­ellamt prüfe derzeit, »ob bei der Abfallents­orgung ein Marktversa­gen vorliegt«.

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