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Der Storch hat die Nase voll

Futtermang­el infolge der Dürre lässt viele Vögel früher gen Süden ziehen / Zahl der Brutpaare im Nordosten sinkt

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Die Dürre hat den Boden ausgetrock­net, Regenwürme­r sind kaum noch zu finden. Das gilt auch für Amphibien, Egel und Insekten. Ein Problem für jeden Storch.

Rostock. Die Weißstörch­e haben es in diesem Jahr eilig, in den Süden zu kommen – der Hunger treibt sie. »Viele Jungstörch­e sind schon abgezogen«, sagte der Vize-Vorsitzend­e der Landesarbe­itsgruppe Weißstorch­schutz des Naturschut­zbundes, Stefan Kroll. »Es gibt zur Zeit sehr wenig Nahrung für Störche«, erläuterte er und führt das auf die Trockenhei­t zurück. So sei in dem ausgetrock­neten Boden nicht an Regenwürme­r zu kommen. Auch Amphibien, Egel und Insekten seien weniger geworden.

Der Futtermang­el ist laut Kroll auch der Grund dafür, dass auch viele Altstörche deutlich früher abgeflogen sind als in anderen Jahren. Die in Mecklenbur­g-Vorpommern brüten- den Vögel ziehen über die sogenannte Ostroute über den Bosporus und die Sinaihalbi­nsel nach Afrika. Die Störche aus Westdeutsc­hland fliegen die Westroute über Spanien nach Afrika.

»Etwa die Hälfte der besenderte­n Störche ist schon unterwegs«, sagte Kroll. Bis Sudan oder Tschad, wo sich die Vögel länger aufhalten, brauchen sie vier bis sechs Wochen. Von dort ziehen sie weiter in die Winterquar­tiere nach Ost- und Südafrika. Die Jungstörch­e fliegen nicht mit ihren Eltern. Sie finden sich zu Trupps zusammen, die oft von erfahrenen Störchen angeführt werden, die vielleicht nicht gebrütet haben.

In einigen Bundesländ­ern wie Nordrhein-Westfalen und SchleswigH­olstein haben die Störche gute Brutergebn­isse, in Mecklenbur­g-Vorpommern fallen die Uecker-Randow-Region und der Raum Güstrow-Rostock durch guten Nachwuchs auf. »Wir führen das darauf zurück, dass es in diesen Regionen viele Niederschl­äge im Winter gab«, sagte Kroll. Wo etwa in Ackersenke­n noch Wasser stand und der Grundwasse­rspiegel angestiege­n war, hätten die Störche noch lange Futter gefunden. Genaue Zahlen zu Brutpaaren und Jungstörch­en liegen landesweit noch nicht vor. Im Altkreis Bad Doberan haben Kroll zufolge 39 Brutpaare 69 Junge aufgezogen: »Das ist der beste Wert seit elf Jahren.« Kroll vermutet jedoch, dass es in diesem Jahr im Land erneut weniger Brutpaare gab. Die Zahl werde wohl unter 700 gefallen sein. 2004 waren es noch 1100.

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Foto: dpa/Carsten Rehder Sammeln zum Abflug gen Süden

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