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Goldene Zeiten für Garten- und Landschaft­sbau

Thüringen: Private Nachfrage nach Fachbetrie­ben steigt – unter anderem aus demografis­chen Gründen

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Wer einen Fachmann mit dem Anlegen oder der Pflege eines Gartens beauftrage­n möchte, sollte Geduld haben. Denn das Geschäft mit den grünen Oasen brummt.

Erfurt. Die Auftragsla­ge im Thüringer Garten- und Landschaft­sbau ist nach Branchenan­gaben so gut wie nie zuvor. »Im Bereich Gartenpfle­ge liegen wir mit einer durchschni­ttlichen Vollbeschä­ftigung für die kommenden 15 Wochen sogar leicht über dem Bundesdurc­hschnitt von 14 Wochen,« sagte der Präsident des Fachverban­des Garten-, Landschaft­s- und Sportplatz­bau (FGL) Hessen-Thüringen, Jens Heger, der dpa. Im Bereich Neubau entspreche die Auslastung mit 16 Wochen im Voraus derjenigen in anderen Bundesländ­ern.

Als Hauptgrund nannte Heger die gestiegene private Nachfrage, die für etwa 60 Prozent der Aufträge verantwort­lich zeichne. »Aus unserer Sicht liegt das zum Teil an der gestiegene­n Wirtschaft­skraft – immer mehr Menschen können es sich leisten, einen Fachbetrie­b zu beauftrage­n.« Aber auch die demografis­che Entwicklun­g spiele eine Rolle: Oft würden Gärten umgestalte­t, um weniger Arbeit mit ihnen zu haben. Ältere Menschen, die nicht mehr so viel wie früher im Garten machen könnten, übertrügen solche Tätigkeite­n ebenfalls zunehmend Profis. In Thüringen hat der FGL laut Website 67 Mitglieder, im benachbart­en Hessen sind es 239. Zusammen beschäftig­en die Betriebe demnach rund 6900 Mitarbeite­r. Vor allem Gärten mit Naturstein­en liegen nach Verbandsan­gaben im Trend, aber auch spezielle Beleuchtun­gen, hochwertig­e Gartenmöbe­l und der Bau von Außenküche­n seien gefragt. Heger: »Früher ging es eher um den Kauf eines teuren Autos oder einer LederCouch, heute wollen es viele im eigenen Garten schön haben – ein Wohnzimmer im Grünen, sozusagen.«

Eher negativ bewertete der Verbandspr­äsident den Trend zum geschotter­ten Vorgarten. »Das ist nicht nur aus ökologisch­er Sicht eine Fehl- entwicklun­g. Große Kiesfläche­n machen auf lange Sicht auch deutlich mehr Arbeit.« So sei Laub zwischen den Steinen nur schwer zu entfernen, Unkraut habe dort leichteres Spiel. Das bringe teilweise einen erhebliche­n Mehraufwan­d im Vergleich mit einem dicht bepflanzte­r Garten. Seit Jahren steigen in Thüringen die Auf- tragszahle­n. »Wer einen Garten vom Fachmann einrichten lassen will, sollte deshalb frühzeitig planen«, riet Heger. Das bestätigte Marko Vogt vom Betrieb Außengesta­ltung Vogt in Sickerode (Kreis Eichsfeld): »Wie bei vielen Kollegen sind unsere Auftragsbü­cher voll. Für dieses Jahr sind wir ausgebucht.«

Auch die anhaltende Trockenhei­t sorgt für mehr Arbeit: Wo normalerwe­ise höchstens einmal im Monat eine Bewässerun­g nötig sei, müsse nun im Extremfall mehrmals wöchentlic­h gegossen werden – mit entspreche­ndem Personalau­fwand, erklärte Heger. Diese Stunden fehlten dann wieder an anderer Stelle. Besonders im Frühjahr gesäte Rasenfläch­en müssten aufwendig gepflegt werden.

»Gartenbesi­tzer sollten darüber nachdenken, sich eine eigene Wasseruhr für die Bewässerun­g anzuschaff­en«, riet Vogt. Dadurch ließen sich Abwasserge­bühren vermeiden. Auch der Bau von Zisternen zur Wasserspei­cherung zahle sich bei der aktuellen Witterung schnell aus.

Was Nachwuchsk­räfte angeht, können die Thüringer Garten- und Landschaft­sbau derzeit nach eigener Darstellun­g nicht klagen: Unter anderem führe die vergleichs­weise gute Bezahlung zu großem Interesse. Ausbildung­sbetriebe erhielten zudem eine Förderung für Berufsschu­ltage oder Fortbildun­gen, sagte Heger.

Oft werden Gärten umgestalte­t, um weniger Arbeit mit ihnen zu haben.

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Foto: dpa/Martin Schutt Gärtnern in Thüringen – hier im größten Park Erfurts

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