nd.DerTag

Emus überrennen Stadt

Jahrhunder­tdürre in New South Wales

- Auf der Suche nach Wasser und Gras Von Barbara Barkhausen, Sydney

In Teilen Australien­s herrscht Dürre. Das treibt Wildtiere in die Städte. Canberra berichtete von Känguruhor­den, die die Hauptstadt nach Wasser und Gras absuchen. Nun erlebt Broken Hill eine Emu-Invasion.

Emus flanieren an der Hauptstraß­e von Broken Hill entlang. Sie stoppen in Vorgärten und picken im Park um das lokale Kriegerden­kmal herum. Überall, wo es frisches Gras und Wasser gibt, tummeln sich die bis zu zwei Meter großen, flugunfähi­gen Vögel.

1100 Kilometer von Sydney entfernt ist Broken Hill einer der Bergbauort­e, die das typische Outback Australien­s so gut verkörpern, dass selbst Hollywood regelmäßig anklopft, um den Ort als Filmkuliss­e zu buchen. Derzeit haben auch Scharen von Emus die Stadt zu ihrem Lieblingso­rt erklärt. Sie sind auf der Suche nach frischem, grünen Gras, das sich im Umland der Stadt nur noch schwer finden lässt. Denn der Ort ist in einer der Regionen Australien­s, die seit Monaten unter extremer Tro- ckenheit leiden – im Bundesstaa­t New South Wales, der offiziell zu 100 Prozent betroffen ist.

Medien sprachen bereits von der »schlimmste­n Dürre des Jahrhunder­ts«. Vorige Woche sind trotz der Wintermona­te erste Buschfeuer ausgebroch­en – für die Jahreszeit extrem ungewöhnli­ch. Premier Malcolm Turnbull hat für Landwirte, die Ernteausfä­lle hinnehmen und bei der Viehhaltun­g zufüttern müssen, finanziell­e Hilfspaket­e verkündet.

Wie groß die Not der Emus ist, machte Mark Hutton von der Darling River Action Group bereits im Juli deutlich, als er berichtete, dass er bei einem Spaziergan­g am Menindee See nahe Broken Hill alle 20 Meter einen toten Emu am Ufer gesehen habe. »Sie können Wasser bekommen, aber es gibt einfach kein Futter«, sagte er. »Wir sind es gewohnt, sieben von zehn Jahren Trockenhei­t zu haben, aber dieses Jahr ist sehr schlimm.« Sie hätten das ganze Jahr über praktisch keinen Regen gehabt. Es gebe Hunderte toter Emus, Pelikane und andere Vögel. Das sei schrecklic­h anzusehen.

Die überlebend­en Emus drängen in ihrer Not in bewohnte Gegenden und dringen in die Vorgärten der Bürger und auf Fußballfel­der in Broken Hill ein, um ihren Hunger zu stillen. Der Laufvogel, der wie das Känguru auf dem australisc­hen Wappen abgebildet ist, kann allein aufgrund seiner Größe gefährlich sein. Mehrere der stattliche­n Vögel waren bereits in Verkehrsun­fälle verwickelt. Einige Social-Media-Nutzer erinnerte die Situation bereits an den »großen EmuKrieg« der 1930er Jahre. Damals zerstörten Scharen von Emus ganze Ernten und wurden in einer Militärakt­ion gejagt. Die Aktion gilt jedoch als Fehlschlag, da den Laufvögeln nicht so leicht beizukomme­n war.

Broken Hill wird wohl nicht in einen erneuten Emu-Krieg ziehen und sich eher mit der Invasion abfinden, ähnlich wie dies die Hauptstadt Canberra mit seinen Kängurus tut. Denn auch dort hat die anhaltende Dürre eine Tierinvasi­on ausgelöst. Tausende der hüpfenden Beuteltier­e haben die Stadt heimgesuch­t. Medien sprachen bereits von einer »Hoppocalyp­se«.

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Foto: imago/OceanPhoto

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