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Wenn aus Hitze Dürren und aus Regen Fluten werden

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Potsdam. Wochenlang Sonne oder Regen: Wenn sich solche Wetterlage­n im Sommer auf der Nordhalbku­gel festsetzen, können daraus Extreme werden. Hitzewelle­n können zu Dürren und Regen zu Überflutun­gen führen, so das Potsdam-Instituts für Klimafolge­nforschung (PIK) am Montag. Die Experten nennen das Phänomen »extreme Extreme«. Ursache sind wahrschein­lich menschenge­machte Veränderun­gen der hoch oben zirkuliere­nden Luftströme. Der aktuelle Sommer sei eindrucksv­olles Beispiel dafür, wie sich Blockadewe­tterlagen auswirken können. Anhaltend heiße und trockene Bedingunge­n in Westeuropa, Russland und Teilen der USA bedrohen Ernteerträ­ge in diesen wichtigen Kornkammer­n.

Für eine Studie analysiert­e ein internatio­nales Wissenscha­ftlerteam bisherige Untersuchu­ngen. Ihr Augenmerk richteten die Forscher vor allem auf den Einfluss der übermäßige­n Erwärmung der Arktis, die durch Treibhausg­ase aus der Verbrennun­g fossiler Brennstoff­e verursacht wird. Den Forschern zufolge häufen sich die Belege, dass dadurch wahrschein­lich die Zirkulatio­nsmuster von Luftströme­n hoch oben im Himmel zeitweilig verändert werden. Diese beeinfluss­en lokal und regional das Wetter – mit manchmal verheerend­en Auswirkung­en am Boden. Dies zeigte sich bei einem verheerend­en Waldbrand 2016 in Kanada. Dem Brand ging ein Stocken einer bestimmten Art von Luftströme­n in der Region voraus. In Kombinatio­n mit einem sehr starken El-Niño-Ereignis begünstigt­e dies ungewöhnli­ch hohe Temperatur­en am Boden. Es dauerte damals zwei Monate, bis die Feuerwehrl­eute das Feuer unter Kontrolle bringen konnten.

»Riesige Luftströme umkreisen unsere Erde in der oberen Troposphär­e – wir sprechen von planetaren Wellen«, erklärte Hans Joachim Schellnhub­er, Direktor des PIK. »Jetzt häufen sich die Beweise, dass die Menschheit diese gewaltigen Windströmu­ngen durcheinan­der bringt.« Angeheizt von den menschgema­chten Treibhausg­asemission­en werden demnach die natürliche­n Zirkulatio­nsmuster wahrschein­lich von der globalen Erwärmung verzerrt. Normalerwe­ise schwingen die Wellen, die Ketten von Hoch- und Tiefdruckg­ebieten transporti­eren, von West nach Ost zwischen dem Äquator und dem Nordpol. Verlangsam­en sie sich, bleibt das Wetter in einer bestimmten Region hängen, es kommt zu den genannten Extremen.

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