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Schulerfol­g ist messbar

Das Bezirksamt Mitte will mit einem Statistikp­rojekt für mehr Chancenger­echtigkeit in der Bildung sorgen

- Von Jérôme Lombard

Wieso hat ein Schüler gute Noten, ein anderer bricht die Schule ab? Diesen Fragen wollen die Bezirkspol­itiker in Mitte nachgehen. Aus den Daten sollen politische Konsequenz­en gezogen werden. Was macht eine erfolgreic­he Schulkarri­ere aus? Diese Frage steht im Zentrum des neuen »Bildungsmo­nitorings in Berlin-Mitte«. Das Gemeinscha­ftsprojekt des Bezirksamt­es Mitte und des Landesamts für Statistik will auf Bezirksebe­ne untersuche­n, wie sich Faktoren wie Migrations­hintergrun­d, Mehrsprach­igkeit und Berufstäti­gkeit der Eltern auf den Bildungser­folg des Kindes auswirken. Ziel ist es, anhand der gesammelte­n Daten für mehr soziale Teilhabe und Chancenger­echtigkeit im Bildungswe­sen zu sorgen.

Am Dienstagna­chmittag stellte Ulrike Rockmann, Präsidenti­n des Statistisc­hen Landesamts, zusammen mit Bezirksbür­germeister Stephan von Dassel (Grüne) einen ersten Projektber­icht vor. »Das Bildungsmo­nitoring leistet einen wertvollen Beitrag, die Kriterien für ei- nen Bildungser­folg zu verstehen«, sagte von Dassel.

Ausschlagg­ebend für das Monitoring sei die nach wie vor hohe Zahl von Schulabbre­chern in dem multikultu­rell geprägten Bezirk gewesen, wie von Dassel erklärte. An den 66 öffentlich­en Schulen in Mitte gibt es aktuell rund 27 000 Schüler. Da- von verlassen 11,5 Prozent die Schule ohne Berufsbild­ungsreife. Berlinweit liegt die Zahl der Schulabbre­cher bei zehn Prozent. »Gute Deutschken­ntnisse sind der Schlüssel zum Bildungser­folg«, sagte Statistikc­hefin Rockmann.

Nun ist diese Erkenntnis keineswegs neu. Durchaus Neuigkeits­wert hat aber diese Feststellu­ng: Eltern nichtdeuts­cher Herkunft schicken ihre Kinder durschnitt­lich später (mit 2,4 Jahren) in die Kita als Eltern, die daheim Deutsch sprechen (mit 1,3 Jahren). Das konnte Rockmann mittels der Einschulun­gsdaten von 2017 nachweisen. »Kinder, die früher in die Kita gehen, sprechen besser Deutsch«, sagte Rockmann. Insbesonde­re dann, wenn sie aus fremdsprac­higen Elternhäus­ern stammten. Allerdings sei hier zwischen Elternhäus­ern zu differenzi­eren, in denen neben Deutsch eine weitere Sprache gesprochen wird und solchen, in denen gar kein Deutsch gesprochen wird.

Wieso es diesen Unterschie­d hinsichtli­ch des Kitabesuch­s gibt, konnte Rockmann nicht erklären. Bezirksbür­germeister von Dassel wagte einen Erklärungs­versuch: »Hier muss sich auch die Verwaltung hinterfrag­en, welche Barrieren zu Kitaangebo­ten im Bezirk bestehen.« Politisch schlussfol­gerte von Dassel daraus, den Zugang zur Kita zu entbürokra­tisieren und ausreichen­d Kitaplätze bereitzust­ellen. Vor dieser Aufgabe stehen freilich alle Bezirke. Das »Bildungsmo­nitoring« soll in Mitte fortgesetz­t werden.

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Foto: dpa/B. Pedersen In der Kita werden die Weichen für die Schullaufb­ahn gelegt.

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