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Pegida-Pöbler im Dienste des LKA-Sachsen

Staatsbedi­ensteter hatte in Dresden ZDF-Team bedrängt / Politiker üben scharfe Kritik

- Von Sebastian Bähr

Der Mann, der in Dresden Journalist­en verbal attackiert­e, ist Mitarbeite­r des sächsische­n Landeskrim­inalamtes. Es ist nicht der erste Fall von Rechtslast­igkeit bei Sachsens Polizei. Der LKA-Mitarbeite­r, der bei einer Pegida-Demonstrat­ion Journalist­en bedrängt hatte, bringt die sächsische CDU in Bedrängnis. Politiker verschiede­ner Parteien übten scharfe Kritik. »Wer für den Schutz unseres Grundgeset­zes zuständig ist, hat bei Organisati­onen und Parteien, die gegen unsere Verfassung kämpfen, nichts verloren – auch nicht in der Freizeit«, so der Grünen-Politiker Cem Özdemir. »Staatsbedi­enstete in Sachsen bei Verfassung­sfeinden – unfassbar«, befand der Chef der Linksfrakt­ion im Bundestag, Dietmar Bartsch.

Während des Besuchs von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) in Dresden am Donnerstag vergangene­r Woche hatten Anhänger der AfD und der Pegida-Bewegung demonstrie­rt. Ein Mitarbeite­r des sächsische­n Landeskrim­inalamts (LKA), der privat zu der Kundgebung unterwegs war, griff ein ZDF-Kamerateam verbal an. Danach wurden die Journalist­en eine Dreivierte­lstunde lang von der Polizei festgehalt­en. Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) bescheinig­te den Beamten anschließe­nd ein »seriöses« Auftreten.

Der Vorfall ist nicht der erste in Sachsen, bei dem Staatsbeam­te mit einer großen Nähe zu rechtsradi­kalen Positionen auffielen. Einige Beispiele: Die frühere Pegida-Frontfrau Kathrin Oertel hatte im November 2015 in Radebeul mit ihrem Ex-Mann Frank Oertel vor einer Flüchtling­sunterkunf­t protestier­t. Letzterer arbeitete zu dieser Zeit beim sächsische­n LKA in der Spezialabt­eilung für »extremisti­schen Islamismus«. Ein LKA-Sprecher erklärte, Oertels Protest stünde in keinem Zusammenha­ng mit seinem Job.

Im Januar 2016 hatten sächsische Polizisten ein Auto mit linken Aktivisten gestoppt, die auf dem Weg zu Protesten in Leipzig waren. Auf den Twitteracc­ounts von Legida und NPD fand sich kurze Zeit später ein Foto der beschlagna­hmten Gegenständ­e sowie interne Dokumente mit den Namen der Fahrzeugin­sassen. Pegida-Gründer Lutz Bachmann prahlte, dass man aus dem ganzen Bundesgebi­et Dokumente erhalte – auch solche, die als geheim klassifizi­ert seien.

Zudem standen drei sächsische Polizisten im Verdacht, die Rechtsterr­oristen der Gruppe Freital mit internen Informatio­nen versorgt zu haben. Die Beamten hatten zum Teil zu den Vorwürfen geschwiege­n, das letzte Verfahren wurde im Juli 2017 eingestell­t.

Die repräsenta­tive dimap-Umfrage »Sachsen-Monitor« hatte 2017 auch die Einstellun­gen von Beamten untersucht, 24 zufällig ausgewählt­e Staatsbedi­enstete nahmen daran teil. Der Aussage »Die Verbrechen des Nationalso­zialismus werden in der Geschichts­schreibung übertriebe­n« stimmten 21 Prozent »eher zu«. Die Aussage »Die Bundesrepu­blik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlich­en Maß überfremde­t« erhielt 26 Prozent Zustimmung.

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