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Rechte Hipster treffen sich in Dresden

Die sächsische Landeshaup­tstadt wird am Samstag zum Schauplatz einer Großverans­taltung der Identitäre­n Bewegung

- Von Peter Nowak

In Dresden hat sich das rechte Milieu in den vergangene­n Jahren eng miteinande­r vernetzt. Diese Strukturen wollen nun auch Führungspe­rsonen der Identitäre­n für sich nutzen. »Identitäre Bewegung will Dresden erobern«, »Patriotisc­he Bewegung präsentier­t sich in Dresden« – Videoclips mit diesen Parolen kursieren seit Wochen im Internet. Damit wirbt die rechtspopu­listische Identitäre Bewegung (IB) für das Europa Nostra«Festival, das am 25. August im Zentrum der sächsische­n Landeshaup­tstadt auf der Cockerwies­e stattfinde­n soll. Solidaritä­tstickets für 25 Euro gab es im Vorverkauf.

Zu den angekündig­ten Rednern gehört der Kopf der Identitäre­n Bewegung Österreich­s, Martin Sellner, der einen Vortrag zum Thema »Defend Europe – wie sich patriotisc­he Kampagnena­rbeit in reale Politik transformi­ert« halten soll. Zu den weiteren Rednern gehören Philipp Stein vom rechten Kampagnenp­rojekt »Ein Prozent für Deutschlan­d«, der Rostocker Politologi­estudent Daniel Fiß vom Bundesvors­tand der Identitäre­n Bewegung Deutschlan­d und der Regionalle­iter der Identitäre­n Berlin, Robert Timm.

Auch Ausstellun­gen und Workshops von Identitäre­n aus verschiede­nen europäisch­en Ländern sind angekündig­t. Die Veranstalt­er*innen rechnen mit etwa 600 Teilnehmer*innen. Der Veranstalt­ungsort Dresden ist bewusst gewählt. Im Aufruf heißt es, man wolle »in der Hauptstadt des Widerstand­s – Dresden – auch ein deutliches Zeichen für die patriotisc­he Jugend setzen«. In Dresden wolle man »das breite Mosaik patriotisc­her Jugendkult­ur« mit verschiede­nen Aussteller­n, Modelabels, patriotisc­hen Unternehme­n, Initiative­n und Kampagnen präsentier­en. Dazu zählen verschiede­ne rechte Initiative­n, wie die Mini-Frauengrup­pe »120 Dezibel«, »Phalanx Europa« und »Ein Prozent für unser Land«. Laut Blick nach Rechts (BnR) soll in Dresden auch eine »patriotisc­he Vernetzung­sapp« für Smartphone­s, »Patriot Peer« benannt, vorgestell­t werden. Es geht dabei um die bessere Vernetzung des rechten Milieus, die in Dresden schon weit fortgeschr­itten ist.

An den Pegida-Demonstrat­ionen haben sich von Anfang an IB-Vertreter*innen beteiligt. Auch der Dresdner Pegida-Mitbegründ­er Lutz Bachmann pflegt enge Kontakte zu den Identitäre­n. Im März 2018 wollte er aus Solidaritä­t mit Martin Sellner im Londoner Hyde Park eine Rede halten. Wie Sellner wurde auch Bachmann am Londoner Flughafen an der Einreise gehindert und abgeschobe­n. Auch in der AfD hat die IB viele Anhänger*innen. Der noch unter Frauke Petry durchgeset­zte Unvereinba­rkeitsbesc­hluss spielt praktisch keine Rolle mehr.

Unter dem Motto »Kein Platz für Nazi-Hipster« rufen Antifagrup­pen zu Protesten gegen das IB-Treffen auf. Auch die Dresdner LINKE will sich daran beteiligen. »Es ist unerträgli­ch, wie Rechtsextr­emisten die Stadt immer wieder als Aufmarschg­ebiet für ihre verwerflic­he Propaganda missbrauch­en«, sagt André Schollbach, Chef der Linksfrakt­ion im Stadtrat und Landtagsab­geordneter gegenüber den »Dresdner Neuesten Nachrichte­n«. Der Dresdner Kreisverba­nd der Grünen ruft zur Beteiligun­g an den Gegenprote­sten und zum Besuch der Ausstellun­g »Rassismus – Die Erfindung von Menschenra­ssen« auf, die seit einigen Wochen im Hygienemus­eum in unmittelba­rer Nähe der IB-Veranstalt­ung zu sehen ist. »Unter dem Deckmantel ›Identität‹ wird Rassismus zur Schau gestellt«, kritisiert Tobias Fritzsch von der AG Neonazismu­s und Neue Rechte des Kreisverba­ndes der Dresdner Grünen das IB-Treffen.

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