nd.DerTag

Asyl-Prüfungen werden etwas schneller

Vor allem weil die Zahl der Antragstel­ler abnimmt, dauern die Verfahren nicht mehr so lange

-

Mehrfach hat die Bundesregi­erung seit 2016 die Asylgesetz­gebung verschärft – mitunter sollten auch die Verfahren beschleuni­gt werden. Doch die Praxis zeigt: Viel schneller sind sie nicht geworden.

Berlin. Schutzsuch­ende müssen in Deutschlan­d nicht mehr ganz so lange auf die Bearbeitun­g ihrer Asylanträg­e warten. Das geht aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Linksfrakt­ion hervor. Danach vergingen im zweiten Quartal dieses Jahres zwischen der Antragstel­lung und der Entscheidu­ng des Flüchtling­sbundesamt­s (BAMF) im Durchschni­tt 7,3 Monate. Im ersten Quartal waren es noch 9,2 Monate. Im vergangene­n Jahr mussten Asylbewerb­er durchschni­ttlich 10,7 Monate auf eine Entscheidu­ng warten.

Ein Grund für den Rückgang ist wohl die gesunkene Zahl von Neuankömml­ingen. Im Juli stellten 15 199 Ausländer einen Asylantrag. Das waren 9,8 Prozent weniger als im Juli des Vorjahres. Die Bearbeitun­gsdauer von Anträgen, die seit Anfang 2017 gestellt wurden, war zuletzt allerdings gestiegen: von 2,3 Monaten im Jahr 2017 auf 3,3 Monate im zweiten Quartal dieses Jahres.

Besonders lange dauerten zuletzt die Verfahren von Asylbewerb­ern aus Russland (im Durchschni­tt 13 Monate), Afghanista­n (10,2) und Pakistan (11,7). Deutlich schneller ging es bei Menschen aus Syrien (5) und Georgien (4).

Die Zahlen, die das Bundesinne­nministeri­um jetzt vorgelegt hat, zeigen auch noch etwas anderes: Die Verfahren von Antragstel­lern aus sogenannte­n sicheren Herkunftsl­ändern sind durch das von der Regierung 2016 beschlosse­ne »Gesetz zur Einführung beschleuni­gter Asylverfah­ren« nicht viel kürzer geworden. Als sichere Herkunftsl­änder stuft Deutschlan­d derzeit Albanien, Gha- na, Kosovo, Bosnien-Herzegowin­a, Mazedonien, Montenegro, Senegal und Serbien ein.

Die beschleuni­gten Verfahren sollen im Idealfall nicht länger als eine Woche dauern. Die Praxis sieht aber anders aus. Erstens werden diese Verfahren nur in den bayerische­n Asylzentre­n Manching und Bamberg durchgefüh­rt. Zweitens haben die BAMF-Mitarbeite­r nur 15 von 155 Anträgen, die sie im zweiten Quartal 2018 dort als beschleuni­gte Verfahren bearbeitet haben, innerhalb von sieben Tagen abgeschlos­sen.

Die Statistik zeigt nach Auffassung der innenpolit­ischen Sprecherin der Linksfrakt­ion, Ulla Jelpke, dass »die gesetzlich­e Neuregelun­g der beschleuni­gten Asylverfah­ren ein riesiger Bluff war, um Handlungsm­acht vorzutäusc­hen«.

Der leichte Rückgang bei der Zahl der Neuankömml­inge führt auch zu sinkenden Kosten. Die Zahl der vom Staat unterstütz­ten Asylbewerb­er sank 2017 um 36 Prozent. Wie das Statistisc­he Bundesamt mitteilte, erhielten am Jahresende rund 468 000 Menschen Regelleist­ungen nach dem Asylbewerb­erleistung­sgesetz. 2016 war die Zahl im Vergleich zu 2015 bereits um 25 Prozent gesunken. Die Erhebung erfasst allerdings nicht alle in Deutschlan­d lebenden Asylbewerb­er. So können etwa Menschen mit Vermögen oder eigenem Einkommen den Status eines Asylbewerb­ers haben, aber keine staatliche­n Leistungen erhalten.

Die Schutzsuch­enden erhalten laut Statistisc­hem Bundesamt während der ersten 15 Monate in Deutschlan­d lediglich Grundleist­ungen. Danach erhöhen sich die Sätze. Laut Statistik sank zum Jahresende 2017 die Zahl der Grundleist­ungsempfän­ger um 59 Prozent, die Zahl der Bezieher erhöhter Sätze nach 15 Monaten stieg um rund 45 Prozent.

Newspapers in German

Newspapers from Germany