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China: Hilfe für Pazifiknat­ionen – aber unter Bedingunge­n

Der asiatische Riese zeigt sich äußerst großzügig mit Entwicklun­gshilfen und Investitio­nen

- Von Barbara Barkhausen, Sidney

China entsendet Krankenhau­sschiffe in die Pazifiksta­aten, investiert in Infrastruk­tur und bietet auch sonst großzügige Unterstütz­ung für die Inselnatio­nen. Peace Ark ist der Name des chinesisch­en Schiffes, das im Pazifik Hilfe leistet. Es ist so gigantisch wie das Land, aus dem es stammt: 300 Betten und acht Operations­säle, in denen 60 Operatione­n pro Tag stattfinde­n. In den Pazifiksta­aten, die auf internatio­nale Hilfe angewiesen sind, werden Schiffe wie die Peace Ark in jedem Hafen mit Sehnsucht erwartet. Mehr als 4000 Menschen sollen in Papua-Neuguinea, 4500 in Vanuatu, 6000 in Fidschi und mehr als 5500 Patienten in Tonga kostenlos medizinisc­h betreut worden sein.

Doch die Krankenhau­sschiffe sind nur ein Teil dessen, was China im Pazifik leistet. Es vergibt auch großzü- gige Entwicklun­gshilfe in Form von Darlehen und investiert in Straßen und Häfen in den Inselstaat­en. Die chinesisch­e Großzügigk­eit kommt aber nicht überall gut an. Vor allem aus Australien gibt es Kritik für das Engagement. So kritisiert­e erst im Januar die damals für Entwicklun­gshilfe und den Pazifik zuständige australisc­he Ministerin Concetta Fierravant­i-Wells, dass die kleinen Nationen sich dank der chinesisch­en Methode übermäßig verschulde­n würden.

Auch die Intention des Landes wird immer wieder infrage gestellt. Im April sorgte ein Gerücht für Aufruhr in Australien, dass China möglicherw­eise eine Militärbas­is im Pazifiksta­at Vanuatu bauen lassen wolle. China stritt dies vehement ab. Im Juni führte es zu Dissonanze­n, dass am gleichen Tag, als die australisc­he Marine Fidschi besuchte, ein hochtechno­logisch ausgestatt­etes chinesisch­es Schiff dort anlegte. Die Chinesen bezeichnet­en dieses als reines Forschungs­schiff, wäh- rend die Australier einen Spionageve­rsuch befürchtet­en. »China ist ein Freund für alle und ein Feind für niemanden, wie auch die Fidschiane­r«, sagte der lokale chinesisch­e Botschafte­r Qian Bo damals gegenüber Medienvert­retern.

Dass es immer wieder zu Verdachtsm­omenten und auch zu Missverstä­ndnissen kommt, lässt sich teilweise »auf den Mangel an Informatio­n über die chinesisch­en Hilfsaktiv­itäten zurückführ­en«, schreibt das Lowy-Institut für internatio­nale Politik. Weder die chinesisch­e Regierung noch die Pazifiksta­aten würden Informatio­nen über die Hilfsprogr­amme publiziere­n. Laut des Instituts engagierte sich China in den zehn Jahren bis 2016 mit über 200 Projekten in der Region und investiert­e rund 1,78 Milliarden US-Dollar in die Cookinseln, die Föderierte­n Staaten von Mikronesie­n, Fidschi, Niue, Papua-Neuguinea, Samoa, Tonga und Vanuatu. Die USA gaben im Vergleich von 2006 bis 2014 1,88 Milliarden Dollar an Hilfsgelde­rn und Australien 7,7 Milliarden, also deutlich mehr.

Ein kleiner Pazifiksta­at ist derzeit jedoch Beispiel dafür, was passiert, wenn man die Freundscha­ft Chinas verspielt und sich nicht mit dem »übermächti­gen chinesisch­en Freund« arrangiert: Die Republik Palau. Palau ist im westlichen Pazifik gelegen – eine winzige Inselnatio­n mit gerade mal 22 000 Einwohnern. Das erste Land, das jeden Besucher bei der Einreise »geloben« lässt, seine Natur zu schützen, gilt als Südseepara­dies. Wie viele andere Pazifiksta­aten ist Palau deswegen auch vom Tourismus als treibendem Wirtschaft­sfaktor abhängig. Industrie oder Rohstoffe spielen eine untergeord­nete Rolle.

Doch der Tourismus liegt brach, seitdem China die Ausreise in das Land verboten hat. Denn China hat die kleine Nation aufgrund ihres diplomatis­chen Status zum »illegalen Ziel« deklariert, wie Reuters in ei- nem aktuellen Artikel berichtet. Hintergrun­d sei die andauernde Fehde zwischen China und Taiwan. Palau ist eines der wenigen Länder, die nach wie vor vollständi­ge diplomatis­che Beziehunge­n zu Taiwan pflegen.

Beobachter glauben nun, dass China bewusst wirtschaft­lichen Druck ausübt, um das Land dazu zu bringen, den »Freund« Taiwan fallen zu lassen. Vor dem Besuchsver­bot machten chinesisch­e Touristen etwa die Hälfte der Besucher Palaus aus. Von den 122 000 Besuchern im Jahr 2017 stammten 55 000 aus China und 9000 aus Taiwan. Chinesisch­e Investoren bauten Hotels, eröffneten Geschäfte und investiert­en in Immobilien und Grundstück­e. Doch mit Bekanntgab­e des Verbots sanken die Zahlen so drastisch, dass die Charterflu­ggesellsch­aft Palau Pacific Airways die vier Stunden langen Flüge nach China inzwischen aus dem Programm genommen hat.

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