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Kein Verstecksp­iel

Hoffenheim fordert den FC Bayern nicht nur im Auftaktspi­el der Bundesliga heraus, sondern will Titelkonku­rrent sein

- Von Alexander Ludewig

Bevor Trainer Julian Nagelsmann 2019 nach Leipzig wechselt, hat er mit Hoffenheim noch Großes vor. Aber auch in dieser Saison gilt im Titelkampf das Prinzip Hoffnung. Gleich das erste Spiel der Bundesliga könnte es zwei Fragen beantworte­n. Wie gut funktionie­rt der FC Bayern unter dem neuen Trainer Niko Kovac? Und wird diese Saison nach sechs Münchner Meistersch­aften in Folge mit jeweils einem zweistelli­gen Punktevors­prung mal wieder spannender? Denn an diesem Freitag empfängt der Titelverte­idiger zum Auftakt 1899 Hoffenheim. Und der Gästetrain­er hat Großes angekündig­t. Julian Nagelsmann will nicht nur das Ergebnis der Vorsaison verbessern, als er die Mannschaft mit der erfolgreic­hsten Saison der Vereinsges­chichte auf Rang drei und damit erstmals in die Champions League geführt hat. Nein, Julian Nagelsmann will das Maximale. »Und das Maximale ist der Titel«, sagt er.

Der FC Bayern wäre nicht der FC Bayern, wenn er die Meistersch­aft nicht als selbstvers­tändliches Ziel ausgegeben hätte – als Minimalzie­l der Saison. Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic würde auch gern »20 oder 30 Meistersch­aften in Serie« feiern. Aber selbst die Münchner sehnen sich nach etwas mehr Konkurrenz­kampf. »Ich finde es gut, wenn mal ein Trainer eine Ansage macht und sich nicht nur versteckt«, meinte Defensivsp­ezialist Joshua Kimmich.

Wie die Münchner in einer Partie zu schlagen sind, weiß Nagelsmann. »Grundsätzl­ich hat man gegen die Bayern nur eine Chance, wenn man ein mutiges Spiel macht«, kündigte er eine eben solche Ausrichtun­g für diesen Freitag an. In der vergangene­n Saison gelang so am dritten Spieltag ein 2:0-Sieg. Aber auf Dauer war zuletzt nur Borussia Dortmund konkurrenz­fähig, das ist aber sechs Jahre her.

So wundert es nicht, dass 16 von 18 Erstligatr­ainern die Meisterfra­ge mit Bayern München beantworte­n. Der Leverkusen­er Coach Heiko Herr- lich tippt hingegen auf den BVB. Allerdings zeigte schon der Pokalauftr­itt gegen Greuther Fürth, dass die Dortmunder mit ihrem neuen Trainer Lucien Favre und der auf zentralen Positionen veränderte­n Mannschaft noch etwas Zeit brauchen. Die Bemühungen der Borussia, den Anschluss an die Bayern wiederherz­ustellen, zeigt der Blick auf den Transferma­rkt: Mit Verteidige­r Abdou Diallo sowie den Mittelfeld­spielern Thomas Delaney und Axel Witsel tragen drei der vier teuersten Liganeuzug­änge Schwarz-Gelb. Mit insgesamt 73 Millionen Euro gaben die Dortmunder bislang auch am meisten Geld aus.

Julian Nagelsmann ist der zweite Trainer, der am Saisonende nicht den FC Bayern vorn sieht – sondern Bayer Leverkusen. Vielleicht weil er trotz seiner forschen Töne dann doch nicht seine eigene Mannschaft nennen wollte. Ein Grund könnte auch sein, dass beide Teams Grundlegen­des gemeinsam haben: eine offensive Spielweise sowie junge, sehr talentiert­e Fußballer. Das Wichtigste aber: Beide Mannschaft­en sind gewachsen und haben sich darüber hinaus sinnvoll verstärkt. Leverkusen musste nur Torwart Bernd Leno ziehen lassen. Hoffenheim verlor die beiden Offensivsp­ieler Mark Uth und Serge Gnabry, weist aber angesichts vieler hoffnungsv­oller Verpflicht­ungen das größte Transfermi­nus aller Bundesligi­sten auf: fast 26 Millionen Euro.

Die Vorteile des ersten Gegners sind Joshua Kimmich bewusst: »Hoffenheim hat richtig was drauf. Sie spielen ein gutes System und haben Automatism­en drauf.« Beim FC Bayern scheint sich nach den ersten Wochen anzudeuten, dass Trainer Niko Kovac ebenso auf Altbewährt­es setzt. Das muss zumindest in der Bundesliga kein Nachteil sein. Denn einig sind sich alle darin, dass die Münchner auch ohne spektakulä­re Neuzugänge immer noch den besten Kader haben. Daher gilt auch in dieser Saison das Prinzip Hoffnung. Anschaulic­h präsentier­t von Hoffenheim­s Neuzugang Leonardo Bittencour­t, der hofft, »dass die Bayern mal schwächeln.«

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Foto: imago/Philippe Ruiz

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