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Mehr als Sport

Alexander Ludewig über die neuen Fanprotest­e im deutschen Fußball

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Kurz vor dem Erstligast­art hat der Zusammensc­hluss der Fanszenen in Deutschlan­d den Dialog mit dem Ligaverban­d DFL und dem DFB abgebroche­n und neue Proteste angekündig­t. Warum? Weil Fußball mehr als nur ein Sport ist. Für die einen ist er Liebe, Leidenscha­ft und Lebensinha­lt, für andere mehr Mittel zum Zweck.

»Wir sind weiterhin motiviert, uns für die Grundwerte des Fußballs und gegen eine weitere Entfremdun­g durch Korruption, Gutsherren­machenscha­ften und Kommerzial­isierung einzutrete­n.« Diese Worte des Fanbündnis­ses skizzieren den Grundkonfl­ikt. Sie kommen von denjenigen, die viel Zeit, Kraft und Herzblut aufwenden, um ihren Verein zu unterstütz­en und so auch in Massen für die immer wieder hoch gelobte Stimmung in den Stadien sorgen. Konkret geht es ihnen beispielsw­eise um fanfreundl­ichere Anstoßzeit­en. Stattdesse­n werden die Spieltage aber weiterhin aufgebläht, um damit noch mehr Geld aus dem Verkauf der Übertragun­gsrechte zu verdienen. Nach der Einführung von Montagsspi­elen 2017 in Liga eins, gibt es diese jetzt auch in der 3. Liga.

DFL und DFB bedauern das Ende des Dialogs. Aber ist es denn wirklich einer? Die Verbände verstehen darunter nur »einen Meinungsau­stausch«. Das ist den Fans zu wenig – weil es keine positiven Ergebnisse gibt. Ein ausschließ­lich »medienwirk­sames« Gesprächsa­ngebot lehnen sie ab.

Der Konflikt ist Folge einer langen Entwicklun­g und demnach nicht schnell zu lösen. Laute, eindrucksv­olle und – zwingend notwendig – friedliche Proteste in den Stadien können aber durchaus wirksam sein. Und dass nicht nur die oft zu Unrecht gescholten­en Ultras die Entfremdun­g und Kommerzial­isierung beklagen, zeigt die aktuelle Diskussion um das Nationalte­am.

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