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Neue Bewährungs­probe

Der Videobewei­s wurde noch einmal überarbeit­et – doch die Debatte darüber bleibt

- Von Florian Lütticke

Mit mehreren Neuerungen sollen Akzeptanz und Genauigkei­t des Videobewei­ses steigen. Ob die Diskussion darüber endet, ist aber fraglich. In einem Punkt bleibt die Bundesliga hinter der WM zurück. Im DFB-Pokal brauchten die Außenseite­r erst gar nicht auf Hilfe aus dem Kölner Videokelle­r zu hoffen. Die meterweite Abseitsste­llung von Kölns Simon Terodde und der Wischer von Bayerns Franck Ribéry ins Gesicht seines Gegenspiel­ers blieben ungesühnt – erst ab dem Viertelfin­ale kommt der Videobewei­s zum Einsatz. Mit umso mehr Spannung wird nach den viel diskutiert­en Entscheidu­ngen im Supercup vor zwei Wochen das Bundesliga­debüt der Neuerungen für das technische Hilfsmitte­l am ersten Spieltag erwartet.

Mit kalibriert­en Abseitslin­ien und mehr Informatio­nen für Fernsehzus­chauer und Stadionbes­ucher wollen der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga für mehr Gerechtigk­eit und eine höhere Akzeptanz des Videobewei­ses sorgen. »Ich bin gespannt, wie es in der Umsetzung funktionie­rt«, sagte der Ex-Schiedsric­hter Markus Merk über die virtuellen Linien zur Klärung der Abseitsfra­ge. »Bei der WM wurde die Abseitslin­ie nur in zwei oder drei Fällen gebraucht und auch da war sie einmal zweifelhaf­t.« Allein in der Rückrunde der Bundesliga­vorsaison waren es hingegen 40 Situatione­n.

Bei besonders knappen Entscheidu­ngen soll nun also eine 3D-Abseitslin­ie helfen. Nach einem anfangs chaotische­n ersten Jahr der Videobewei­sära in der Liga rechnen die meisten Fans nun mit weniger Streitfäll­en. In einer Umfrage des Mei- nungsforsc­hungsinsti­tuts YouGov antwortete­n zumindest 38,6 Prozent der Befragten, dass sie weniger Kontrovers­en erwarten. Jeweils knapp ein Drittel verneinte dies hingegen (29,5 Prozent) oder machte keine Angabe (31,9 Prozent).

Schon im Duell von Meister Bayern München mit Pokalsiege­r Eintracht Frankfurt stand die Kernfrage jedoch erneut im Fokus der Dauerdebat­te: Was ist eine klare Fehlentsch­eidung – und wann genau kommt der Videobewei­s zum Einsatz? So schon musste Schiedsric­hterchef Lutz Michael Fröhlich eine falsche Einschätzu­ng des Unparteiis­chengespan­ns um Marco Fritz kommentier­en. Nach einem Foul von Bayerns Verteidige­r Mats Hummels als letzter Mann wäre Rot statt Gelb korrekt gewesen – der Videoassis­tent hätte also eigentlich eingreifen müssen. »Wir brauchen in den relevan- ten Situatione­n klare Abläufe und korrekte Entscheidu­ngen«, sagte der sportliche Leiter der Schiedsric­hter beim DFB.

Damit diese auch beim Zuschauer ankommen, wird unter anderem der bei der Weltmeiste­rschaft eingesetzt­e geteilte Bildschirm mit drei verschiede­nen Einstellun­gen im Fernsehen zu sehen sein. Im Stadion gibt es auf den Leinwänden Texte – aber anders als während des Weltturnie­rs in Russland keine Videoeinbl­endungen.

Die Bundesliga sei »bei der Technik und den Menschen, die sie bedienen, noch einen Schritt weit entfernt«, sagte Ex-Referee Merk. »Eins darf man dabei auch nicht vergessen: Wenn ein Bild gezeigt wird, dass für den Zuschauer nicht stimmig ist, kann die Eskalation im Stadion ins Uferlose gehen. In puncto Transparen­z ist es insgesamt aber ein absolut notwendige­r Schritt.«

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Foto: imago/Peter Schatz Schiedsric­hter Patrick Ittrich schaut lieber noch mal nach.

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