nd.DerTag

Falsche Richtung

- Simon Poelchau über die Milliarden­überschüss­e des Staates

Manchmal muss man nur ein wenig rechnen, damit man merkt, dass etwas in die falsche Richtung läuft. So erzielten die Kommunen zwar in den ersten sechs Monaten einen Überschuss von 6,6 Milliarden Euro, rein rechnerisc­h wäre dies auf das gesamte Jahr bezogen ein Plus von 13,2 Milliarden. Dem steht aber ein Investitio­nsstau von 159 Milliarden Euro gegenüber. Die Kommunen müssten also zwölf Jahre lang solch einen Überschuss einfahren und ihn immer komplett in ihre Infrastruk­tur stecken, damit der Investitio­nsstau verschwind­et.

Doch wird dies sicherlich nicht geschehen. Denn Bund, Länder und Gemeinden machen derzeit mit ihren Überschüss­en vor allem eines: Schulden abbauen. Dabei sparen sie an der Zukunft und ignorieren konsequent die mahnenden Worte vieler Ökonomen, dass Sparen in Zeiten historisch niedriger Zinsen kaum sinnvoll ist. Gleichzeit­ig zeigen der riesige Investitio­nsstau und andere, vielleicht noch drängender­e Probleme, wie die wachsende Altersarmu­t, dass der Staat derzeit nicht zu viel, sondern zu wenig Geld einnimmt. Denn wollte man diese Missstände lösen, müssten Bund, Länder und Gemeinden viel mehr Geld in die Hände nehmen.

Dafür sind höhere Steuern unumgängli­ch. Aber keine Erhöhung der Mehrwertst­euer, worüber laut dem »Spiegel« offenbar im Bundesfina­nzminister­ium nachgedach­t wird. Dies würde nämlich Geringverd­iener deutlich stärker treffen als Gutverdien­er. Stattdesse­n sollten Letztere und Vermögende höher besteuert werden. Doch das wird in der Großen Koalition natürlich nicht erwogen.

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