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Mays Beruhigung­spille

Der No-Deal-Brexit wird kommen, die einst versproche­nen sozialen Verbesseru­ngen hingegen nicht, ist Nelli Tügel überzeugt

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In sieben Monaten wird das Vereinigte Königreich die Europäisch­e Union verlassen. So lautet zumindest der Plan, an dem Regierungs­chefin Theresa May unbeirrt festhält. Ebenso unbeirrt betont die britische Regierung, weiterhin ein Abkommen mit der EU anzustrebe­n, einen »geordneten« Brexit also mit der für diesen Fall in Aussicht gestellten Übergangsf­rist. Angesichts der nach wie vor zahlreiche­n offenen Fragen und der äußerst schwachen Verhandlun­gsposition Londons ist es allerdings unwahrsche­inlich, dass es dazu noch kommen wird. Inzwischen gibt dies die britische Regierung auch selbst zu, die Veröffentl­ichung erster Pläne für ein No-Deal-Szenario am vergangene­n Donnerstag sind ein sicheres Zeichen, dass das Bekenntnis zu einer Einigung mit der EU nurmehr eine Beruhigung­spille ist.

Es wird immer offensicht­licher, dass der Brexit von Beginn an vor allem ein grandioses Ablenkungs­manöver von Teilen der britischen Konservati­ven und Rechten war, die die Verantwort­ung für soziale Probleme in dem von Jahrzehnte­n brutalem Neoliberal­ismus gebeutelte­n Land allein der EU zuschieben wollten. Die nun präsentier­ten Notfallplä­ne für das No-Deal-Szenario lassen kaum den Schluss zu, dass sich auch nur eines der vollmundig­en Verspreche­n der Brexit-Freunde erfüllen wird – im Gegenteil.

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