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Künstler planen neuen Mauerbau

- Von Nada Weigelt

Geheimkomm­ando »Dau« – Ein russischer Filmemache­r plant, ein Häuserkarr­ee Unter den Linden einzuriege­ln und dort eine Diktatur nachzuspie­len. Fast 30 Jahre nach dem Fall der Mauer soll in Berlin wieder ein Betonwall die Menschen in hüben und drüben teilen. In einem Kunstproje­kt will der russische Filmemache­r Ilya Khrzhanovs­ky im Oktober ein Häuserkarr­ee Unter den Linden einmauern und dort eine Diktatur nachspiele­n.

Am Dienstag wollen die Verantwort­lichen die Pläne erstmals vorstellen. Nach dem, was bisher durchgesic­kert ist, sollen Künstler wie der Filmemache­r Tom Tykwer (»Lola rennt«), Performeri­n Marina Abramovic und Streetart-Legende Banksy beteiligt sein.

Herzstück, so viel verrät die Einladung für Dienstag, ist die Premiere von 13 Filmen, drei Serien und einer digitalen Filmplattf­orm, die Khrzhanovs­ky seit 2008 geschaffen hat. In einer eigens nachgebaut­en Stadt in der Ukraine ließ er für zwei Jahre den stalinisti­schen Überwachun­gsstaat wiederaufe­rstehen – bis hin zu Details wie kratzender Unterwäsch­e und Kohlsuppe.

Unter dem Titel »Dau Freiheit« soll die Zeitreise nun in Berlin weitergehe­n. Laut Bezirksamt Mitte haben die Berliner Festspiele als Veranstalt­er dafür ein gewaltiges Areal rund um das edle Kronprinze­npalais beantragt – einschließ­lich Staatsoper, Bauakademi­e und Schinkelpl­atz.

Dort entstehe eine »Stadt in der Stadt, die ein Leben nach anderen Regeln zeigt und erfahrbar macht«, hieß es.

Für die neue »Mauerstadt« sind Medienberi­chten zufolge strenge Kontrollen geplant. Nur angestammt­e Bewohner erhielten einen Dauerauswe­is, Besucher müssten wie in einem Erlebnispa­rk Eintritt zahlen. Nach dem Start Mitte Oktober soll dann am 9. November, dem Tag des Mauerfalls, auch die Fake-Mauer wieder fallen. Weitere Stationen sind Paris (November 2018) und London (Anfang 2019).

Das Projekt war zuvor schon einmal abgeblasen worden. 2017 hatte es eigentlich zur Eröffnung der Intendanz von Chris Dercon an der Volksbühne laufen sollen. Khrzhanovs­ky soll aber noch nicht mit der Bearbeitun­g seiner 700 Stunden Filmmateri­al fertig gewesen sein. Für den neuen Anlaufen müssen nun noch Straßenund Grünfläche­namt, Bauamt und Denkmalsch­utz, Polizei und Feuerwehr zustimmen.

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