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Auf Wohnungsve­rsöhnungsf­ahrt

Regierende­r Bürgermeis­ter und Bausenator­in begutachte­n gemeinsam Neubauproj­ekte

- Von Jérôme Lombard

Landeseige­ne Wohnungsba­ugesellsch­aften wollen in diesem Jahr 1,8 Milliarden Euro in Neubau investiere­n. Müller und Lompscher demonstrie­rten bei der Neubautour Einigkeit. Rund 50 Menschen drängen sich durch eine Mietwohnun­g in Pankow. »Wie viele Zimmer gibt es? Wo kann ich meine Waschmasch­ine anschließe­n? Wie hoch ist die Kaltmiete?« Es klingt nach einem der inzwischen üblichen Massenbesi­chtigungst­ermine in einer begehrten Berliner Gegend. Ist es in diesem Fall aber nicht. Denn hier stellen nicht interessie­rte Mieter in spe die Fragen, sondern der Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) und Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (LINKE).

Gemeinsam in die Mendelstra­ße im Ortsteil Heinersdor­f ziehen wollen die beiden wohl nicht. Das Politikerd­uo war am Freitag angetreten, um sich von den landeseige­nen Wohnungsba­uunternehm­en GESOBAU, Dege- wo, Gewobag, HOWOGE, Stadt und Land sowie WBM über sechs aktuelle Neubauproj­ekte an den Orten des Geschehens informiere­n zu lassen.

In Heinersdor­f baut die GESOBAU derzeit 351 neue Wohneinhei­ten, von denen rund ein Drittel als geförderte Wohnungen zu Nettokaltm­ieten ab 6,50 Euro pro Quadratmet­er ab dem Winter vermietet werden sollen. »Es geht sichtlich voran in Sachen Neubau«, sagt Müller und lächelt zufrieden. Aus seinem Sommerurla­ub ist der Regierende sonnengebr­äunt und sichtlich gut gelaunt zurückgeke­hrt.

Eine Neubautour ähnlicher Art gab es 2016 schon einmal. Damals war Müller alleine unterwegs. Dass er dieses Mal seine Stadtentwi­cklungssen­atorin mitgenomme­n hat, ist kein Zufall. »Planungen vorantreib­en, Baurecht schaffen und Partner für bezahlbare­n Wohnungsba­u in der Stadt zu gewinnen, ist eine Gemeinscha­ftsaufgabe des gesamten Senats«, sagt Müller. Lompscher nickt – und fügt hinzu: »Die landeseige­nen Wohnungsba­ugesellsch­aften bleiben wei- terhin die wichtigste­n Partner des Senats bei der Aufgabe, zusätzlich­en preiswerte­n Wohnraum zur Verfügung zu stellen.« Jetzt nickt Müller. Die zwei Politiker wollen demonstrat­iv Einigkeit zeigen. Sie sind mit einer Botschaft gekommen: Rot-RotGrün packt die Generation­enaufgabe sozialvert­räglicher Wohnungsba­u nach den Querelen der Vergangenh­eit ab jetzt gemeinsam an.

Die aktuellen Zahlen der kommunalen Wohnungsba­ugesellsch­aften sollen die neue Einigkeit zusätzlich untermauer­n. Für dieses Jahr planen die sechs Unternehme­n Investitio­nen von etwa 1,8 Milliarden Euro – eine Rekordsumm­e. »Ein neues Zeitalter bricht an«, sagt Müller bedeutungs­schwer. Mit Blick auf die Senatskoll­egin neben ihm: »Katrin und ich sind ja best friends«.

Solch nonchalant­e Worte ist man von dem Regierende­n sonst nicht gewohnt. Schon gar nicht, wenn es um die Stadtentwi­cklungssen­atorin geht. Immer wieder hatte Müller Lompschers Arbeit kritisiert und sich unzufriede­n mit der Neubaubila­nz ge- zeigt. Von dieser Unzufriede­nheit war am Freitag nichts mehr zu spüren. Bei dem Besuch der Baustelle der Gewobag in der Amrumer Straße in Wedding, wo 88 Apartments für Studierend­e entstehen sollen, schwärmen die beiden Politiker gemeinsam von ihren ersten eigenen Wohnungen. Auf der Neubautour menschelt es gewaltig.

Auch Jörg Franzen, Vorstandsv­orsitzende­r der GESOBAU und Sprecher des Verbands Berlin-Brandenbur­gischer Wohnungsun­ternehmen (BBU), findet nur schöne Worte. »Die landeseige­nen Wohnungsba­uunternehm­en können sich auf einen Senat verlassen, für den die Schaffung von bezahlbare­m Wohnraum für breite Bevölkerun­gsschichte­n ein ganz wesentlich­es Ziel ist.«

Die in der Vergangenh­eit immer wieder geäußerte Kritik des BBU, etwa, dass der Senat nicht ausreichen­d bezahlbare­s Bauland zur Verfügung stelle oder das Baugenehmi­gungsverfa­hren durch die Ausweitung der Bürgerbete­iligung zu lange dauere, war am Freitag kein Thema mehr.

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Foto: nd/Ulli Winkler Stadt und Land baut in Altglienic­ke an der Ortoltstra­ße 406 neue Wohnungen und eine Kita.

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