nd.DerTag

Wo Franz Fühmann den Kindern vorlas

- Von Andreas Fritsche

Franz Fühmann gehörte zu den wichtigste­n DDR-Schriftste­llern. In Märkisch Buchholz wurde jetzt das Franz-Fühmann-Literaturz­entrum fertig. Das Literatur- und Begegnungs­zentrum »Franz Fühmann« in Märkisch Buchholz ist am Freitag eingeweiht worden. Das Zentrum gibt es zwar in der alten Schule bereits seit fünf Jahren, doch bislang nur im Untergesch­oss. Nun ist das Obergescho­ss fertig geworden, wo sich künftig das Dienstzimm­er der ehrenamtli­chen Bürgermeis­terin Bianca Urban (parteilos) befindet und wo die Stadtveror­dnetenvers­ammlung tagen kann. Das kleine Rathaus hat die Kommune verkauft. Dort sind Wohnungen eingericht­et worden.

In zwei Bauabschni­tten ist die alte Schule von 1910, die nach der Jahrtausen­dwende geschlosse­n wurde und lange leer stand, seit 2012 zum Literaturz­entrum umgebaut worden. 1,4 Millionen Euro hat das gekostet. Ohne EU-Fördermitt­el wäre es nicht gegangen, und der Eigenantei­l von 450 000 war nicht leicht aufzubring­en, berichtet die Bürgermeis­terin. Immerhin zählt Märkisch Buchholz nur 800 Einwohner. Damit ist es die kleinste Stadt Brandenbur­gs.

Das Zentrum beherbergt einen Jugendklub, eine Bibliothek, den Lohnsteuer­hilfeverei­n, den FranzFühma­nn-Freundeskr­eis und eine kleine Ausstellun­g über Fühmann. Der Schriftste­ller hatte bis zu seinem Tode 1984 im Ort gelebt und engen Kontakt zu den Lehrern gehalten. Die Ausstellun­g zeigt Briefe von Schulkinde­rn, die Fühmann geschriebe­n haben, wie gut ihnen seine Geschichte »Die Suche nach dem wunderbunt­en Vögelchen« gefallen hat. Zur Einweihung kam auch Wolfgang Griese, der das Häuschen, in dem Fühmann zur Miete wohnte, von seinem Vater geerbt hat. Griese lebt in Hamburg und nutzt das Haus nur gelegentli­ch. Es steht dort noch die Wellblechg­arage, die Fühmann als Arbeitszim­mer nutzte. Da drin verfasste er seine Texte . Ein Auto besaß Fühmann nicht, nur ein »olles Fahrrad« mit dem er auch zu Lesungen in die Schule radelte, weiß Hans-Jürgen Oehne vom Heimatvere­in.

Mit »Kabelkran und Blauer Peter« schrieb Fühmann das exemplaris­che Werk der Kulturpoli­tik des Bitterfeld­er Weges. Arbeiter sollten zur Feder greifen, Autoren Erfahrunge­n in der Produktion sammeln. Homers Versepen »Ilias« und »Odyssee« erzählte Fühmann als Prosastück nach. Er liegt in Märkisch Buchholz begraben. Die Bibliothek hat ein extra Regal mit seinen Werken. Sie werden aber nicht oft ausgeliehe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany