nd.DerTag

Was wirklich im Osten blüht

Aert van Riel über Äußerungen des Ostbeauftr­agten Christian Hirte

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Dass die einst von Helmut Kohl versproche­nen »blühenden Landschaft­en« in Ostdeutsch­land eine dreiste Lüge waren, ist längst gemeinhin bekannt. Statt eines Aufschwung­s folgten in der Nachwendez­eit Deindustri­alisierung, Arbeitslos­igkeit und Abwanderun­g. Bundesregi­erung und Treuhand wirkten hierbei kräftig mit. Ein Erbe Kohls, der Ostbeauftr­agte Christian Hirte, sieht trotzdem das Verspreche­n des einstigen Kanzlers als erfüllt an. Die Verlierer der wirtschaft­lichen Entwicklun­g werden diese Einschätzu­ng als Hohn empfinden. Es wäre jedoch falsch, dem CDU-Politiker einfach Ahnungslos­igkeit vorzuwerfe­n. Vielmehr liegt es nahe, dass Hirte in erster Linie die Interessen von Unternehme­n und Besserverd­ienenden im Blick hat. Und die können sich wahrlich nicht beklagen. Denn was im Osten tatsächlic­h blüht, ist das Geschäft für so manchen Firmenchef wegen niedrigere­r Löhne und einer im Vergleich zum Westen weniger stark ausgeprägt­en Tarifbindu­ng.

Im Sinne seiner Klientel setzt sich Hirte auch für eine Abschaffun­g des Soli bis 2021 ein. Davon würden vor allem Spitzenver­diener profitiere­n. Dem Staat würde hingegen eine Einnahmequ­elle fehlen. Als Alternativ­e haben Hirte und seine Parteikoll­egen ein Förderinst­rumentariu­m im Blick, das bedürftige­n Regionen in Ost und West helfen soll. Viel zu erwarten ist davon aber nicht, wenn es nach dem Ostbeauftr­agten gehen sollte. Welche Förderung sollten »blühende Landschaft­en« noch nötig haben?

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