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Geheime Gespräche

- Von Karin Leukefeld, Damaskus

Auch wenn die Regierung in Damaskus das Projekt einer kurdischen Demokratis­chen Föderation in Nordsyrien ablehnt, ist der Gesprächsf­aden mit den syrischen Kurden nie abgerissen. In den Kriegsjahr­en in Syrien ist der Gesprächsf­aden zwischen den syrischen Kurden und der Regierung in Damaskus nie abgerissen. Während die stärkste der Parteien, die Partei der demokratis­chen Union, PYD offiziell den Kontakt dementiert­e, machten syrische Offizielle kein Geheimnis daraus.

Die enge Kooperatio­n zwischen den Kurden und der von den USA angeführte­n »Anti-IS-Koalition« wird von Damaskus scharf kritisiert, zumal sie zum Bau von mehr als einem Dutzend US-Militärbas­en östlich des Euphrat geführt habe, sagte ein syrischer Offizielle­r im Gespräch mit der Autorin in Aleppo. De facto sei die US-Besatzung mit Hilfe der PYD zustande gekommen. Letztlich wüssten die Kurden aber auch, dass sie »auf niemanden setzen können, als auf Syrien«. Das Projekt einer Demokratis­chen Föderation in Nordsyrien wird von Damaskus abgelehnt. Dabei wird auf die syrische Verfassung verwiesen, die lokale Selbstverw­altung vorsieht.

Im Oktober 2017 war es zu einem ersten offizielle­n Treffen der syrischen und syrisch-kurdischen Seite auf der russischen Militärbas­is Hmeimien (Latakia) gekommen, Sitz des russischen »Zentrums für die Versöhnung der verfeindet­en Seiten in Syrien«. Im Juli 2018 bestätigte Ilham Ahmed, eine von zwei Vorsitzend­en des Syrischen Demokratis­chen Rates, dass Gespräche zwischen dem Lokalrat von Tabqa und »dem Regime« aufgenomme­n worden seien. Dabei gehe es um Reparaturm­aßnahmen am Tabqa-Staudamm, der von zentraler Bedeutung für die Strom- und Wasservers­orgung der Provinz Raqqa ist.

Anfang August 2018 wurde bekannt, dass eine Delegation verschiede­ner syrisch-kurdischer Organisati­onen in Damaskus offizielle Gespräche führte. Neben Fragen zur Infrastruk­tur ging es auch um militärisc­he und politische Themen. Die syrischen Kurden forderten eine Beteiligun­g an der Kommission, die in Genf unter dem Dach der Vereinten Nationen über eine Verfassung­sreform diskutiere­n soll. Auch über eine militärisc­he Kooperatio­n wurde gesprochen. Eine gemeinsame Kommission soll die Themen kontinuier­lich bearbeiten.

Der ehemalige PYD-Vorsitzend­e Salih Muslim betonte im Juli die Bereitscha­ft, mit der syrischen Regierung zu verhandeln. Gleichzeit­ig forderte er eine »internatio­nale Garantie« dafür, dass »die Ergebnisse der Vereinbaru­ng beider Parteien auch umgesetzt werden.«

Die US-Armee hat derweil ihre Waffenlief­erungen an die SDF erhöht. Kurdischen Medienberi­chten zufolge wurden zudem moderne Radarsyste­me östlich des Euphrat stationier­t, die offenbar eine »Flugverbot­szone« absichern sollen. Die US-Präsenz in Syrien – aktuell sind es 2200 Soldaten – ist völkerrech­tswidrig, dennoch operieren US-Offizielle und Militärs wie sie wollen. Die Avancen der US-Amerikaner an die syrischen Kurden sollen offenbar die kurdisch-syrischen Verhandlun­gen stoppen.

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