nd.DerTag

Viele Hutbürger

Robert D. Meyer meint, dass die Versetzung des LKA-Mitarbeite­rs nicht reicht

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Das hat sich das Landeskrim­inalamt Sachsen clever gedacht: Weil sich der Freistaat womöglich einen langen Arbeitsrec­htsprozess ersparen will, setzt man den als »Hutbürger« bekannt gewordenen Mitarbeite­r nicht vor die Tür, sondern versetzt ihn »bis auf Weiteres eine andere, adäquate Tätigkeit« außerhalb der Polizei. Wo das sein wird? Dazu gibt es keine Informatio­n. Wenigstens hat er dann keinen Zugriff mehr auf Datenbanke­n zu Straftaten und Ermittlung­svorgängen. Fall erledigt?

Keineswegs! Denn grundsätzl­iche Konsequenz­en scheint der Freistaat aus dem Gebaren seines Bedienstet­en nicht zu ziehen. Viel mehr sieht es danach aus, als solle das eigentlich­e Problem ausgesesse­n werden. Dabei weiß die sächsische Landesregi­erung aus eigenen Erhebungen, dass es viele Menschen im Freistaat mit der demokratis­chen Haltung in einer pluralisti­schen Gesellscha­ft nicht genau nehmen. So hieß es im »Sachsen Monitor« 2017, dass 70 Prozent »eine starke Hand« fordern, 41 Prozent wünschen sich »eine einzige starke Partei, die die Volksgemei­nschaft insgesamt verkörpert«. Sollten sächsische Staatsbedi­enstete nur annähernd ein Spiegelbil­d der Gesellscha­ft sein, kann einem nur Angst werden. Denn eins ist sehr wahrschein­lich: Der Hutbürger und seine Liebe zur autoritäre­n Bewegung ist in Behörden und Verwaltung des Freistaate­s kein Einzelfall.

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