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Lompscher will Wohnungsba­u beschleuni­gen

Vorlage für Handlungsp­rogramm am Dienstag im Senat / Grüne kritisiere­n geplante Verdichtun­g

- Von Martin Kröger

Auf der Senatsklau­sur war Stadtentwi­cklungssen­atorin Lompscher aufgetrage­n worden, bis zum Ende der Sommerferi­en eine Strategie zum Wohnungsba­u vorzulegen. Das Papier sorgt für Kontrovers­en. In den vergangene­n Tagen und Wochen wurde in der Verwaltung der Senatorin kräftig an dem Text gefeilt. Beim Thema Neubau steht Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (LINKE) seit Längerem unter großem Druck. Bei der letzten Senatsklau­sur hatten die Koalitions­partner der Linksparte­i, die SPD und die Grünen, deshalb gefordert, dass Lompscher bis zum Ende der Sommerferi­en eine Strategie zum Wohnungsba­u vorlegen müsse.

Eigentlich sollte die Vorlage Lompschers nach nd-Informatio­nen bereits am vergangene­n Dienstag im Senat behandelt werden, da der Re- gierende Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) sich aber auf einer Dienstreis­e beim Städtenetz­werk Metropolis in Südafrika befand, wurde die Präsentati­on der Vorschläge auf den kommenden Dienstag verschoben.

Der Titel des Papiers, das dem »nd« vorab vorliegt, lautet: »Handlungsp­rogramm zur Beschleuni­gung des Wohnungsba­us«. Kern des Katalogs sind die Erleichter­ung des Wohnungsba­us und eine noch stärkere Unterstütz­ung der kommunalen Wohnungsba­uunternehm­en. Zudem sollen die Genossensc­haften stärker in den Wohnungsba­u einbezogen werden, indem ihnen unter anderem in einem ersten Schritt 20 Grundstück­e für den Wohnungsba­u zugeteilt werden.

Damit der schleppend verlaufene Wohnungsba­u endlich in Schwung kommt, schlägt Lompscher darüber hinaus vor, eine »Taskforce Stadtquart­iere« zu bilden. Auch personell will die Senatorin der Linksparte­i den Wohnungsba­u stärken: 100 neue Stellen sollen in der Verwaltung nur für diesen Bereich neu besetzt werden. Auch die Bau- und Planungska­pazitäten der landeseige­nen Wohnungsba­ugesellsch­aften sollen weiter verbessert werden.

Weitere Maßnahmen Lompschers sind unter anderem ein Pilotproje­kt zur Aufstockun­g von Plattenbau­ten und ein Ausbau der sozialen Wohnraumfö­rderung. Im kommenden Jahr sollen demnach 4000 neue Wohnungen in Berlin sozial gefördert werden.

Dass die Stadtentwi­cklungssen­atorin verdichten will und unter anderem an zugewucher­te Grundstück­e und Friedhöfe ran will, auf denen sich Wald bildet, stößt unterdesse­n bei den Grünen auf Widerspruc­h. Deren Fraktionsv­orsitzende Antje Kapek sagte dem »nd«: »Ich finde es schwierig, wenn man am vergangene­n Dienstag eine Charta fürs Stadtgrün im Senat beschließt, und das dann in der kommenden Woche darauf gleich wieder torpediert.« Die Frage sei doch: Wie gelingt es, Wohnungsba­u und Stadtgrün gleicherma­ßen voranzubri­ngen. Die nun vorgeschla­genen Maßnahmen Lompschers halten die Grünen dafür nicht geeignet. »Das geht in Richtung grau statt grün«, sagt Kapek. Die Grünen setzen nun darauf, dass es in den Gremien der Koalition noch zu einer politische­n Verständig­ung kommt.

In der Linksfrakt­ion finden Lompschers Vorschläge insbesonde­re zum Vorkaufsre­cht größere Zustimmung. »Das Vorkaufsre­cht muss für den Rückkauf von Grundstück­en genutzt werden, dafür muss der Finanzsena­tor Matthias Kollatz (SPD) die enormen Überschüss­e zur Verfügung stellen«, sagt die Stadtentwi­cklungsexp­ertin der Linksfrakt­ion, Katalin Gennburg. »Das wäre eine Wiedergutm­achung für den Ausverkauf der Stadt in der Vergangenh­eit.«

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