Schick in Schale, aber ohne Nutzer
Nach vierjähriger Sanierung zeigt sich Schloss Cecilienhof befreit von Gerüsten und Baulärm
Der Cecilienhof war 1917 der letzte Hohenzollern-Schlossneubau in Potsdam. 1945 stellten hier die Sieger des Zweiten Weltkriegs die Weichen für das Nachkriegseuropa und die Zukunft Deutschlands. In kyrillischen Lettern ist »Wasiljew – Omsk« ins Zinkblech am Fenstersims geritzt. Dazu die Jahreszahl 2000. Vermutlich stammt das ungelenke Graffito von einem an seinen früheren Stationierungsort zurückgekehrten Sowjetsoldaten, finden sich dort doch auch Omsker Botschaften aus DDR-Tagen. Auch, dass die Baldachine über den Türausschnitten an der Rückseite des Schlosses nur funktionslose Rahmen sind, hat seine Richtigkeit, die sahen schon immer so aus.
»Das wird doch hoffentlich auch so bleiben, das gehört doch zur Geschichte dieses Hauses dazu, macht doch auch seine Authentizität aus«, versicherte sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) bei den anwesenden Vertretern der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Mit ihnen hatte sie sich am Donnerstag am Schloss Cecilienhof im Neuen Garten in Potsdam eingefunden, um gemeinsam das Ergebnis der 2014 begonnenen, nun endlich abgeschlossenen »Hüllensanierung« zu begutachten.
Dass die historische Substanz des Bauwerks erhalten bleibt, dafür steht Heinz Berg, der nach dem Wechsel von Hartmut Dorgerloh an das Berliner Humboldt-Forum amtierender Generaldirektor der Schlösserstiftung ist. »Investitionen in Dach und Fach gelten gewöhnlich als unspektakulär«, sagte Berg. »Schloss Cecilienhof widerlegt diese Behauptung, erstrahlt es doch heute in einem neuen, patinierten Glanz.« Zu sehen ist, wenn man den Worten des Stiftungsdirektors folgt, das Ergebnis einer wahre Sisyphosarbeit, denn möglichst viel ursprüngliche Substanz sollte erhalten bleiben. So habe man im Zuge der Dekontamination des Dachstuhls zwar neue Dachlatten in einer Gesamtlän- ge von 50 Kilometern verlegt, aber bei der Erneuerung von 6500 Quadratmetern Dachfläche 70 Prozent der originalen Flachbiberschwanzziegel wiederverwendet. Gut 11 500 Quadratmeter Außenfassade wurden schonend saniert.
Insgesamt rund 9,7 Millionen Euro sind in die Auffrischung und Erneuerung der Fassaden, Dächer und typischen Schornsteine, der Außenanlagen sowie der technischen Infrastruktur geflossen. Geld, das aus dem ersten Sonderinvestitionsprogramm des Bundes und der Länder Brandenburg und Berlin zur Verfügung gestellt wurde. Für die gärtnerische Wiederherstellung der Außenanlagen hat der Verein der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten 150 000 Euro beigesteuert. Und das ist dem in von 1913 bis 1917 im englischen Landhausstil als Wohnsitz für das Kronprinzenpaar Wilhelm von Preußen und Cecilie von Mecklenburg-Schwerin erbauten Schloss gut bekommen.
Recht heruntergekommen hatte es sich am Ende den zahlreichen Besuchern aus dem In- und Ausland präsentiert, dabei ist es ein Ort, der zum einen anschaulich einen bedeutsamen Abschnitt preußischer und deutscher Geschichte illustriert. Zum anderen wurde im Sommer 1945 in Cecilienhof buchstäblich Weltgeschichte geschrieben. Die Repräsentanten der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges, Josef Stalin (UdSSR), Harry S. Truman (USA) und Winston Churchill, den am 28. Juli Clement Attlee (Großbritannien) ablöste, handelten hier die europäische Nachkriegsordnung aus und wie es mit dem geschlagenen Deutschland weitergehen solle. Am 2. August 1945 unterzeichneten sie dazu in Schloss Cecilienhof das Potsdamer Abkommen. Der erhalten gebliebene Konferenzsaal ist zentraler Ort des 1952 im Schloss eingerichteten Museums, das seither 14 Millionen Menschen besichtigten.
»Das Schloss Cecilienhof ist ein Ort, der für die verschiedenen Schichten der Geschichte Deutschlands von zentraler Bedeutung ist, die hier für die Zeit vom Kaiserreich bis zur deutschen Wiedervereinigung erkennbar wird«, erklärte Monika Grütters. »Zugleich wurde gerade hier über die Neuordnung Europas und die Zukunft Deutschlands entschieden.«
Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD) erinnerte daran, dass Schloss Cecilienhof sowohl Teil des Weltkulturerbes der Preußischen Schlösser und Gärten als auch Ort von weltpolitischer Bedeutung ist. Cecilienhof zähle zu den bestbesuchten Schlössern der SPSG, und das sei auch während der laufenden Sanierung so geblieben. Es genieße große internationale Aufmerksamkeit. Von insgesamt rund 130 000 Besuchern im Jahre 2017 kamen fast zwei Drittel aus dem Ausland.
Nach der Außensanierung geht es im Inneren weiter. Anlässlich des 75. Jahrestages der Potsdamer Konferenz 2020 plant die SPSG eine große Sonderausstellung. Dazu soll ein neues, modernes museumspädagogisches Angebot entwickelt werden.
Bleibt die Frage nach einem neuen Nutzer für das im Januar 2014 geschlossene Hotel, das mit seinen 50 Zimmern und Suiten rund drei Viertel des Schlosses belegt. Ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept fehlt bis heute, die Verkehrsinfrastruktur ist dem luxuriöse Haus im Neuen Garten unangemessen. Doch die Stiftung hofft, bis April 2019 eine Lösung zu finden.