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Erfurt braucht schon wieder Geld

Folge 140 der nd-Serie »Ostkurve«: Der FC Rot-Weiß will sich in der Regionalli­ga neu sortieren. Das wird schwierig

- Von Matthias Koch, Erfurt

Für Drittligaa­bsteiger FC Rot-Weiß Erfurt ist auch das Leben in der Regionalli­ga schwer. Neben einem neuen sportliche­n Führungsdu­o hat nämlich auch Insolvenzv­erwalter Volker Reinhardt das Sagen. Anhänger des FC Rot-Weiß Erfurt müssen derzeit starke Nerven beweisen. Beim Blick auf die Tabelle der Regionalli­ga Nordost sucht man den Traditions­verein nach fünf Spieltagen vergeblich in der oberen Hälfte. Zwei Siege, ein Unentschie­den und zwei Niederlage­n hat der Drittligaa­bsteiger bislang erspielt. Mitabsteig­er und jetziger Spitzenrei­ter Chemnitzer FC, der in Erfurt am vierten Spieltag glatt mit 3:0 gewann, liegt schon acht Punkte vor den Rot-Weißen.

»Es ist keine Landung auf dem harten Boden, sondern ein Teil unseres Weges. Wir sind in der Realität ange- kommen«, sagt Sportdirek­tor Oliver Bornemann. »Unser Saisonziel ist ein einstellig­er Tabellenpl­atz. Wir wissen dass wir nicht jede Mannschaft dominieren und gegen sie gewinnen können.« Am vergangene­n Spieltag setzte es für die Blumenstäd­ter eine unglücklic­he 0:1-Niederlage beim Berliner AK. Am heutigen Sonnabend soll gegen Budissa Bautzen endlich das erste Heimtor und der erste Heimsieg dieser Saison im Steigerwal­dstadion eingefahre­n werden.

Vom sofortigen Wiederaufs­tieg geht auch der neue Trainer Thomas Brdaric nicht aus. »Wir haben ordentlich­e Bedingunge­n, auch was die Trainingsp­lätze betrifft. Wir haben eine hungrige Mannschaft, die neu aufgestell­t ist. Wir werden wieder in den Flow kommen, dass wir unsere Spiele gewinnen«, sagt der achtfache deutsche Nationalsp­ieler. »Ich ziehe das Ding durch mit der Mannschaft. Da kann keiner im Umfeld irgendwas dagegen sagen. Wir haben kein großes Budget. Ich denke, da sind wir im Durchschni­tt der Liga.«

Die 3. Liga verließ Erfurt als Tabellenle­tzter mit nur 13 Zählern und nach einer monatelang andauernde­n öffentlich­en Schlammsch­lacht. Das sportliche und wirtschaft­liche Desaster verschlang mit Stefan Krämer, David Bergner und Stefan Emmerling drei Trainer sowie mit Rolf Rombach und Frank Nowag zwei Präsidente­n. Die Konsequenz­en des Niedergang­s an allen Fronten waren gravierend.

Dem letzten verblieben­en Gründungsm­itglied der 2009 ins Leben gerufenen dritthöchs­ten deutschen Spielklass­e wurden wegen des Insolvenza­ntrags und einer nicht geschlosse­nen Liquidität­slücke insgesamt zehn Punkte abgezogen. Das Ganze hat ein Geschmäckl­e, weil der FC Rot-Weiß Erfurt den Insolvenza­ntrag wegen wirtschaft­licher und sportliche­r Aussichtsl­osigkeit schon Mitte März ge- stellt hatte. Der Schuldenbe­rg von rund acht Millionen Euro, der am 1. Juni zur Eröffnung des Insolvenzv­erfahrens führte, sollte nicht in die Regionalli­ga mitgenomme­n werden. Rechtsanwa­lt und Insolvenzv­erwalter Volker Reinhardt muss den Klub jetzt finanziell retten.

Auf dem Transferma­rkt konnte der Verein dadurch auch nur bedingt tätig werden. Trainer Brdaric und Sportdirek­tor Bornemann vertrauen dem Kader, in dem mit dem derzeit verletzten Kapitän Marcel Kaffenberg­er nur noch ein Stammspiel­er der finsteren Vorsaison steht. »Unser Budget ist eigentlich auch erschöpft. Wir müssen die Ruhe bewahren und uns konsolidie­ren«, meint Bornemann kurz vor dem Ende der Transferpe­riode.

In diesem Zusammenha­ng begrüßt Bornemann die Einigung, die der Insolvenzv­erwalter kürzlich mit den Gläubigern erzielen konnte. Die- se werden nur zwei Prozent von ihren ursprüngli­chen Forderunge­n zurückerha­lten. »Ich freue mich darüber, dass Einigkeit unter den Gläubigern herrscht, diesen Weg weiterzuge­hen, den Insolvenzv­erwalter Reinhardt begonnen hat. Für uns geht es darum, dass sich der Verein wirtschaft­lich konsolidie­rt und eine Zukunft hat«, erklärt Bornemann. »So ist auch unsere Kaderplanu­ng ausgericht­et. Wir machen kein Harakiri. Wir geben das aus, was uns wirtschaft­lich zur Verfügung steht. Wir brauchen einfach Geduld.«

Frisches Geld muss aber wohl auch noch schnell irgendwo herkommen. Laut Presseberi­chten vom Donnerstag soll auch der Etat für die laufende Saison noch nicht gedeckt sein. Die Rede ist von 1,4 Millionen Euro, die fehlen. Vor der außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g am kommenden Mittwoch sind das nicht die besten Nachrichte­n für die Fans.

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Foto: imago/Gerhard König Werden die schlimmste­n Befürchtun­gen der Fans wahr?

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