nd.DerTag

Die gute Nachricht

- Von Jürgen Amendt

Die,

die den Umsturz anstreben, die Demokratie durch ein autoritäre­s, nahezu faschistoi­des System ersetzen wollen, sind umso erfolgreic­her, je besser es ihnen gelingt, die Gesellscha­ft permanent in Angst zu versetzen und bei den Menschen gleichzeit­ig die Lust nach noch mehr Schrecken zu wecken. In einer Gesellscha­ft, die sich im permanente­n Stresszust­and befindet und von einer Lustangst ergriffen ist, lassen sich demokratis­che Rechte leichter abschaffen. Die Sündenböck­e, die hierbei geopfert werden, sind die Fremden, die Minderheit­en. Der von Lustangst ergriffene Wutbürger fordert beständig Aufmerksam­keit und Bestätigun­g seiner falschen Wahrnehmun­g ein. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Gewaltkrim­inalität ist seit Jahrzehnte­n rückläufig, doch der Wutbürger (rechts und links!) wähnt sich im Armageddon.

Doch es gibt gute Nachrichte­n. Laut einer Umfrage des Instituts Emnid sind sind fast drei Viertel der Deutschen gegen ein Einwanderu­ngsverbot für Muslime. Die Zahl wäre noch höher, gäbe es keine AfD-Wähler; von denen stimmten immerhin 68 Prozent der Aussage zu: »Man muss die Einwanderu­ng von Muslimen grundsätzl­ich unterbinde­n«.

Man muss kein Prophet sein, um zu behaupten, dass eben jene 68 Prozent zu den Lesern von Thilo Sarrazins Büchern gehören. Das Immernoch-SPD-Mitglied veröffentl­ichte ein neues Buch. Es trägt den Titel: »Feindliche Übernahme. Wie der Islam den Fortschrit­t behindert und die Gesellscha­ft bedroht«. Der Inhalt gleicht dem seiner vergangene­n Bücher und der lässt sich mit einer Bemerkung eines anderen SPD-Politikers, dem früheren Bürgermeis­ter von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsk­y, in zwei Wörtern beschreibe­n: »Blanker Rassismus« – so hatte Buschkowsk­y nach dem Erscheinen von Sarrazins erstem Buch (»Deutschlan­d schafft sich ab«, 2010) geurteilt. Heute hat Buschkowsk­y kein Probleme mit Sarrazin mehr; er stellte das Buch zusammen mit diesem am Donnerstag in Berlin vor.

Die kruden Thesen Sarrazins gehen mittlerwei­le selbst jenen Medien zu weit, die ihn viele Jahre lang wohlgesonn­en waren und mit ihm ressentime­ntgeladene Debatten befeuerten. So distanzier­ten sich »Bild« und »Focus« fast gleichlaut­end von ihm.

Die schlechte Nachricht ist: Die 68 Prozent AfD-Anhänger, die Deutschlan­d faktisch ausländerf­rei haben wollen, werden uns weiter stressen.

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