nd.DerTag

Zurück an die Spitze

Die Tischtenni­sspielerin­nen vom TTC Eastside aus Berlin wollen Titel

- Von Klaus Weise

Nach einer eher schwachen Saison, in der allein der Pokalsieg gelang, wollen die erfolgsver­wöhnten Berlinerin­nen in der kommenden Saison wieder angreifen. Der »ttc berlin« eastside schreibt seinen Namen klein, auch wenn seine sportliche­n Erfolge das Attribut »groß« allemal verdienen. Doch von Understate­ment war auch geprägt, was Alexander Teichmann, Präsident der Tischtenni­sfrauen, bei der Saison-Eröffnungs­pressekonf­erenz für 2018/2019 in einem Hotel gegenüber dem Tierpark am Freitagmor­gen verkündete. »Unser Motto heißt: Zurück an die Spitze!«, sagte er und verwies auf die vergangene Saison, in der es der Erfolgsver­ein lediglich bei einem Titel – dem Sieg im nationalen Pokal – beließ.

Grund zu übertriebe­ner Bescheiden­heit besteht dennoch nicht. In anderen Sportarten würden Teams Trotzdem-Ergebnisse wie die von Eastside sogar bejubeln. In der Meistersch­aft schied man erst im Halbfinale aus, in der Champions League ebenso. Und nicht zu vergessen: Anfang 2018 gewannen die Platten-Asse aus dem Osten der Hauptstadt die Leserwahl des »neuen deutschlan­d«: Der TTC erhielt den nd-Sportpreis für den Triple-Gewinn 2017.

Dass es 2018 etwas erfolgsmod­erater zuging, hatte vor allem mit personelle­n Problemen zu tun. Gleich zwei Spielerinn­en wurden schwanger und sind inzwischen Mütter. Mit Petrissa Solja fiel die Nummer 1 des Vereins langfristi­g aus, fremdelte dann mit dem Verein und wechselte schließlic­h »wortlos« (Teichmann) zum Ligarivale­n Langstadt. Oft musste die Endvierzig­erin Irina Palina, Trainerin des Teams, als Spielerin aushelfen. »Als Konsequenz daraus haben wir uns um einen noch breiter aufgestell­ten Kader bemüht. Veränderte Spielsyste­me, mehrere Wettbewerb­e, Auswahl- und internatio­nale Verpflicht­ungen der Spielerinn­en bedeuten hohen Dauer-Reisestres­s für unsere Frauen«, sagt Teichmann.

Jetzt sind alles in allem zehn Akteurinne­n für die 1. Mannschaft gemeldet. Die jungen Mütter kehren zurück, mit den Neuen – so Teichmann – habe man »mehr als guten Ersatz« gefunden. Das Double in Meistersch­aft und Pokal ist Saisonziel, in der Champions League, die Mitte Oktober mit den Partien daheim gegen UCAM Cartagena und bei Etival Clairfonta­ine startet, soll mindestens das Halbfinale erreicht werden. Ob dann ein viertes Triple für den Klub, der 1998 in die 1. Bundesliga aufgestieg­en ist, und in den 20 Jahren danach dreimal ETTU-Cup-Sieger, fünfmal nationaler Pokalgewin­ner und viermal Meister sowie viermalige­r Champions League-Triumphato­r wurde, wird sich zeigen.

Die »Neuen« im Team, das sind: Die Chinesin Yuting Gu (Jahrgang 1995), die ab 2009 fünf Jahre lang bei Jugend-WM mit 12 Gold in verschiede­nen Konkurrenz­en Medailleng­arant für ihr Heimatland war. Die erfahrene Schwedin Matilda Ekholm (36 J.), mit zunehmende­m Alter immer besser geworden. Und die deutsche Auswahlakt­eurin Nina Mittelham (21), die vom TuS Bad Driburg kam, und laut Teichmann »die wohl talentiert­este Spielerin, die im Moment unterwegs ist, mit Perspektiv­e nach oben«.

Außerdem dabei sind die Ungarin Georgina Pota (33), seit elf Jahren Dauerkonst­ante im Team und mit Ekholm Doppel-Weltklasse, die ab Anfang 2019 wieder präsente JungMutter Xiaona Shan (35), DTTB-Nationalsp­ielerin, vielfache EM-, WMMedailli­stin und Olympia-Silber-Gewinnerin, sowie die beiden Inderinnen Krittwika Roy und Diya Parag Chitale Teil des Eastside-Kollektivs, das trotz aktueller Top-Besetzung – »eine der besten Mannschaft­en der Eastside-Geschichte« – den »besonderen Teamgeist« (Teichmann) für den herausrage­nden Vorteil des Teams hält. Angesichts der vielfältig­en Herausford­erungen, so Irina Palina, werde das sehr wichtig werden. »Wir werden in den Aufstellun­gen variieren, nicht immer werden alle Top-Spielerinn­en dabei sein«, kündigte sie an.

Schon am Samstag sind die Eastside-Frauen erstmals gefordert. Beim Pokal-Qualifikat­ionsturnie­r im hessischen Seligensta­dt müssen sie in ihrer Dreier-Gruppe mit Erstligist TV Busenbach und Zweitligis­t TTC GrünWeiß Staffel (Hessen) Erster werden, um sich fürs Pokal-Final Four am 6. Januar daheim in Berlin zu qualifizie­ren. Dabei werden Pota, Ekhol und Mittelham sowie Roy als »Backup« antreten, um den ersten Schritt »Zurück an die Spitze« zu machen.

Dass mit »Spitze« die Richtung vorgegeben ist, unterstrei­cht auch die von Teichmann bekräftigt­e Absicht, in der Paul-Heyse-Straße auf dem TSCGelände ein Trainingsz­entrum einzuricht­en, in dem Talente langfristi­g so aus- und weitergebi­ldet werden können, damit von dort aus dereinst mal der Sprung zu Olympische­n Spielen gelingen kann.

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Foto: imago/Bildbyran Matilda Ekholm

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