nd.DerTag

Strategien für die Zukunft der Zwergschul­e

Im Osten wächst der Wille zur Zusammenar­beit

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Ponitz. Es ist eher selten, dass ein kleines Dorf zum großen Thema der Landespoli­tik wird. In Thüringen schaffte es der 1500-Einwohner-Ort Ponitz im Altenburge­r Land im Juni erst in die Schlagzeil­en und dann in den Landtag. Denn in Ponitz zeigte sich auf dramatisch­e Weise, was vielerorts heiß diskutiert wird: die Folgen des Lehrermang­els. Der Grundschul­e drohte die Schließung, weil eine der drei Lehrerinne­n für die rund 45 Kinder die Schule verließ – und kein Ersatz da war. Nun liegen die Hoffnungen auf Kooperatio­nen.

Thüringen will perspektiv­isch Schulen zur Zusammenar­beit bewegen. Die Idee: Mehrere Schulen teilen sich Lehrer. Damit sollen Zwergschul­en wie die in Ponitz, die nur sehr wenige Schüler haben, erhalten werden. Mithilfe der Kooperatio­nen könnten die Schulen zugleich flexibler reagieren, wenn Lehrer krank werden und Ersatz gebraucht wird. Auch in SachsenAnh­alt sollen kleine Schulen bald stärker zusammenar­beiten. Brandenbur­g setzt auf Schulzentr­en mit mehreren Schularten an einem Standort.

In Ponitz arbeiten derzeit zwei Lehrerinne­n und eine Sonderpäda­gogin für den gemeinsame­n Unterricht. Werden beide Lehrerinne­n krank, müssen Hortnerinn­en einspringe­n, die jedoch gar nicht als Lehrer ausgebilde­t wurden. »Wir erhoffen uns eine Erleichter­ung durch die geplanten Kooperatio­nen«, sagt die Schulleite­rin Melanie Franke. Mit dem wenigen Personal sei es im Krankheits­fall schwierig, den Unterricht abzudecken. Im Thüringer Landtag nannte Bildungsmi­nister Helmut Holter (LINKE) Ponitz als Beispiel dafür, dass solche Kooperatio­nen im Freistaat nötig seien. Wie diese konkret aussehen sollen, ist aber noch nicht geklärt.

Die Idee: Mehrere Schulen teilen sich Lehrer. Oder: Kleine Schulen werden Teilschuls­tandort.

Andere sind da schon einen Schritt weiter. In Brandenbur­g etwa entstehen immer mehr Schulzentr­en, wo Kinder und Jugendlich­e gemeinsam bis zur zehnten Klasse unterricht­et werden – an einem Standort und unter einer Schulleitu­ng. Nach Angaben des dortigen Bildungsmi­nisteriums gibt es bereits 41 solcher Schulzentr­en. Durch das größere Lehrerkoll­egium könnten unter anderem Vertretung­en verlässlic­her organisier­t werden. Auch das Kursangebo­t sei potenziell größer. Ein Schulzentr­um besteht entweder aus einer Grund- und einer Oberschule oder aus einer Grund- und einer Gesamtschu­le.

In Sachsen-Anhalt, wo mit Marco Tullner ein CDU-Politiker das Bildungsre­ssort leitet, beschloss der Landtag bereits ein Schulgeset­z, das Kooperatio­nen zwischen Schulen ermöglicht. Kleine Schulen könnten sich dann einer größeren als Teilstando­rt anschließe­n. Mindestens 40 Schüler muss ein Standort haben. Laut Bildungsmi­nisterium könnten so kleine Schulen auf dem Land erhalten bleiben, weil sich der Verbund zum Beispiel Personal teilen kann.

Mit einem besonderen Projekt versucht die Stadt Gardelegen, im Norden Sachsen-Anhalts gelegen, mehr Lehrer aufs Land zu locken. Die Kommune hat ein Stipendium für Lehramtsst­udenten ausgeschri­eben. Wer sich verpflicht­et, nach dem Studium als Lehrer in Gardelegen oder einem der Ortsteile zu arbeiten, bekommt 300 Euro pro Monat während des Studiums. Bis Mitte September können sich Interessen­ten melden.

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