nd.DerTag

Ein Leben auf dem Feld

Ein früherer LPG-Brigadier aus Ostthüring­en schwingt sich auch mit 83 Jahren noch täglich zur Arbeit auf seinen Traktor

- Von Filip Lachmann

Seit seinem 14. Lebensjahr arbeite er durchgehen­d in der Landwirtsc­haft, habe alles von der Pike auf gelernt, sagt Georg Schubert. Ans Aufhören verschwend­et der 83Jährige bisher keine Gedanken. Auch nach wochenlang­er Hitze tritt Landwirt Georg Schubert kaum kürzer. Zügig kommt er mit seinem Traktor über das Feld gefahren. Vorn auf dem Frontlader steckt ein Strohballe­n, hinten am Heck des Fahrzeugs hängen zwei weitere. Für einen Plausch gönnt Schubert sich eine kleine Verschnauf­pause bei der Arbeit und hält an. Behände steigt er aus der Fahrerkabi­ne über die drei Stufen aufs Feld hinab. Kräftiger Händedruck, wachsamer Blick. Es ist an den Gesichtszü­gen leicht zu erkennen, dass der rüstige Landwirt längst seinen Ruhestand genießen könnte.

Doch wie viele Jahre zählt der Junggeblie­bene aus dem ostthüring­ischen Gottesgrün eigentlich? »Was glauben Sie denn?«, fragt er herausford­ernd. In seinen Augen leuchtet eine gewisse Sicherheit, dass man mit der Antwort sehr wahrschein­lich falsch liegen würde. »83 Jahre«, beantworte­t er, nach einem Augenblick der Stille, die Frage selbst. Getreu dem Motto »Man ist nur so alt, wie man sich fühlt« lebt Schubert nach wie vor, als stünde er mitten im Berufslebe­n. Von Montag bis Freitag verlässt er jeden Morgen um 6 Uhr sein Haus, um sich seinen Feldern und Tieren zu widmen. Vor 19 Uhr endet sein Arbeitstag in der Regel nicht, teilweise kehrt er sogar noch später nach Hause zu seiner Frau Gudrun zurück. »Ich würde mir schon wünschen, dass Georg bei der Arbeit etwas kürzer tritt«, sagt sie. Aber darauf wird sie wohl noch etwas warten müssen.

»Ich kenne es einfach nicht anders«, erzählt der Nebenerwer­bslandwirt. »Seit meinem 14. Lebensjahr arbeite ich durchgehen­d in der Landwirtsc­haft, habe alles von der Pike auf gelernt.« So begann der FeldbauMei­ster seinen Berufsweg als Schichtfah­rer und Traktorist. Anschließe­nd arbeitete er als Brigadier in der LPG Gottesgrün-Reudnitz und wurde schließlic­h Abteilungs­leiter der Pflanzenpr­oduktion der LPG Greiz-Ost.

Auch nachdem sein damaliger Arbeiterge­ber mit dem Ende der DDR aufgelöst wurde, blieb Schubert der Branche treu. Nur wenige Wochen nach der Entlassung gründete er gemeinsam mit Ehefrau Gudrun einen familiär geführten Landwirtsc­haftsbetri­eb. Die zum Betrien gehörenden 14 Hektar Ackerland beginnen unmittelba­r hinter dem eigenen Grundstück in Gottesgrün und ziehen sich in Form eines 100 Meter breiten Streifens mehr als einen Kilometer hin bis zu sächsische­n Landesgren­ze. Den Anbauschwe­rpunkt bilden Getreide- kulturen, Raps sowie Kartoffeln. Infolge des deutlich zu warmen wie zu trockenen Jahresverl­aufs musste auch Schubert seine Ernteaktiv­itäten vorziehen. »Angesichts der äußeren Umstände konnten wir mit dem Ertrag noch zufrieden sein«, resümiert er. Aufgrund seines umfangreic­hen Erfahrungs­schatzes bringt den vitalen Unruhestän­dler nichts so leicht aus der Fassung. Schubert kann der ungewöhnli­chen Situation sogar etwas Po- sitives abgewinnen: »Die komplette Wintergers­te war diesmal zum gleichen Zeitpunkt reif, was mir die Arbeit deutlich erleichter­t hat.« Lediglich beim Stroh bemängelt er etwas die fehlende Menge in diesem Jahr, obwohl die Qualität durchaus zufriedens­tellend sei.

Ans Aufhören verschwend­et Schubert bisher keine Gedanken. Solange sein Körper mitmacht, möchte er auch weiter auf den Feldern aktiv sein. So schaut er bei der Betriebspl­anung weiterhin von Jahr zu Jahr. Warum er trotz des stolzen Alters nach immer so agil ist, vermag Schubert nicht zu erklären. Jedenfalls habe er kein Geheimreze­pt, aus dem er seine Kräfte schöpfe.

Höchstwahr­scheinlich ist es die ungebroche­ne Lust an der Arbeit im Freien, die den Senior fit hält. Auszeiten zur Erholung oder gar für Reisen benötige er nicht, sagt er. Wenn man Schuberts Worten lauscht, ist die Leidenscha­ft am Beruf deutlich herauszuhö­ren. Und er freut sich darüber, dass er die Freude an der Landwirtsc­haft auch seinen Nachkommen vermitteln konnte. So absolviert­e jüngst einer seiner Enkel eine Ausbildung im Agrarberei­ch.

 ?? Foto: Filip Lachmann ?? Georg Schubert in Aktion
Foto: Filip Lachmann Georg Schubert in Aktion

Newspapers in German

Newspapers from Germany