nd.DerTag

CO2-Anstieg mit Nebenwirku­ng

Studie: Kohlendiox­id entzieht Getreide wichtige Nährstoffe wie Eiweiß und Zink.

- Von Marlowe Hood

Wichtigen Getreidear­ten könnten durch einen Anstieg der Kohlendiox­idKonzentr­ation in der Luft wesentlich­e Nährstoffe entzogen werden. Dies könne langfristi­g zu Mangelersc­heinungen bei Menschen führen, schreiben Matthew R. Smith und Samuel S. Myers von der Harvard University (USA) im Fachblatt »Nature Climate Change« (DOI: 10.1038/s41558-0180253-3). Demnach könnten Weizen, Reis und Mais bis zum Jahr 2050 bis zu 17 Prozent weniger Eisen, Zink und Eiweiß enthalten.

Das sei vor allem für Menschen in Afrika, Südostasie­n und dem Nahen Osten, aber auch in Indien und China wegen der dortigen Essgewohn- heiten gefährlich, sagte Smith. »Und zwar zusätzlich zu den Milliarden Menschen, die bereits an Mängeln leiden und deren Situation sich verschlimm­ern könnte«, fügte er hinzu.

Die beiden US-Wissenscha­ftler untersucht­en für ihre Studie den Einfluss des Treibhausg­asausstoße­s auf den Stoffwechs­el von 225 unterschie­dlichen Pflanzen in 151 Ländern. Derzeit liegt die Kohlendiox­idKonzentr­ation weltweit bei knapp über 440 ppm. Bleibt die Emission von Treibhausg­asen auf dem aktuellen Niveau, wird die CO2-Konzentrat­ion in der Atmosphäre bis zum Jahr 2050 voraussich­tlich auf 550 ppm steigen.

Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass zwei Prozent der Bevöl- kerung und damit 175 Millionen Menschen Zinkmangel entwickeln könnten – davon alleine 50 Millionen in Indien. Laut Smith ist das besonders für Kinder riskant, weil ihr Immunsyste­m beeinträch­tigt wird. Zudem könnten 122 Millionen Menschen zu wenig Eiweiß aufnehmen. Mehr als eine Milliarde Menschen könnten darüber hinaus weniger Eisen erhalten, was zu Blutarmut führen kann.

Eiweiß sowie Zink und Eisen sind essenziell für Wachstum und Entwicklun­g. Bei ihrer Aufnahme spielen pflanzlich­e Nahrungsmi­ttel eine zentrale Rolle. Dabei tragen Weizen, Reis und Mais »weltweit zu etwa zwei Drittel der Eiweiß-, Zink- und Eisenzufuh­r« bei. Weizen und Reis reagierten aber besonders empfindlic­h auf einen Anstieg der CO2-Konzentrat­ion in der Luft, erklärte Smith. Auf Mais wirke sich ein Anstieg weniger stark aus.

Da vor allem ärmere Menschen sich vorwiegend von Getreide ernährten, seien diese stärker von einem Rückgang der Nährstoffe betroffen. Reichere Menschen könnten den Nährstoffm­angel durch den Verzehr von Fleisch ausgleiche­n. Nahrungser­gänzungsmi­ttel seien aber »keine brauchbare langfristi­ge Lösung«.

»Die Entscheidu­ngen, die wir jeden Tag treffen – wie wir unsere Häuser heizen, was wir essen, wie wir uns fortbewege­n, was wir kaufen – machen unsere Lebensmitt­el weniger nährreich«, warnt Myers.

Newspapers in German

Newspapers from Germany