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Probleme um den Tschadsee sind komplex

- Martin Ling über die Krisenregi­on in Westafrika

Die Tschadsee-Konferenz ist eine begrüßensw­erte Initiative der deutschen Bundesregi­erung. Zum zweiten Mal kommen neben den Anrainerst­aaten Kamerun, Tschad, Niger und Nigeria Vertreter aus Deutschlan­d, Norwegen sowie den Vereinten Nationen zusammen, um Gelder einzuwerbe­n – vergangene­s Jahr waren es 672 Millionen US-Dollar – und Lösungen zu diskutiere­n.

In der Tschadsee-Region bündeln sich globale Probleme wie auf einem Brennglas: Terrorismu­s, Armut und Klimawande­l. Deswegen ist über Geldfragen zu diskutiere­n, am Montag und Dienstag das eine, das andere ist es, Weichen für einen Strukturwa­ndel zu stellen. Verkürzt wäre es, die katastroph­ale Lage nur auf das Wüten der Terrormili­z Boko Haram zurückzufü­hren. Boko Haram, was hierzuland­e wenig bekannt ist, war Anfang des Jahrtausen­ds zunächst als Protestbew­egung gegen Korruption und Machtmissb­rauch in Nigerias Nordosten entstanden und radikalisi­erte sich erst, nachdem ihr Gründer vom nigerianis­chen Militär verhaftet und getötet wurde – nebst vielen seiner Anhänger.

Es war die Abwesenhei­t eines funktionie­renden Staates, der sich um die Basisdiens­tleistunge­n für die Bevölkerun­g kümmert, die Boko Haram auf den Plan rief. Der schwache Staat ist eines der Kardinalpr­obleme in der vernachläs­sigten armen Region. Hinzu kommt die Gewalt von Boko Haram und der Militärs. Und zu schlechter Letzt der Klimawande­l, der die natürliche­n Ressourcen des Tschadsees gefährdet. Diese komplexen Probleme sind schwer lösbar – gelingt es, könnte die Region Modellchar­akter bekommen. In Sicht ist das nicht.

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