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Trump rückt Supreme Court nach rechts

US-Senat entscheide­t über Brett Kavanaugh

- Von Olaf Standke

Nicht nur für Donald Trump ist es eine der wichtigste­n Personalie­n seiner Amtszeit. Seit Dienstag muss Brett Kavanaugh im US-Senat Rede und Antwort stehen. Der 53-Jährige soll Oberster Richter werden, und der Rechtspopu­list im Weißen Haus hat den bisherigen Bundesberu­fungsricht­er nicht ohne Grund als Nachfolger für den aus Altersgrün­den zurückgetr­etenen, oft moderaten Anthony Kennedy nominiert: Der Absolvent der Elite-Universitä­t Yale und spätere Rechtsbera­ter von Präsident George W. Bush gilt ihm als Bruder im Geiste. Nach Neil Gorsuch im Vorjahr könnte nun mit seiner Installier­ung auf lange Zeit eine konservati­ve Ausrichtun­g des Verfassung­sgerichts zementiert werden, denn seine Mitglieder werden auf Lebenszeit bestimmt. Ihre Entscheidu­ngen prägen das gesellscha­ftspolitis­che Leben in den USA nicht selten stärker als jedes Wahlergebn­is, und das für Generation­en. Ob Abtreibung, Gesundheit­sreform, Klimaschut­z, Ehe für alle oder Einwanderu­ng – die befürchtet­e rechte Mehrheit im Supreme Court könnte bisherige liberale Regelungen beschneide­n oder ersetzen. Kein Wunder, dass sich etwa die Anti-Abtreibung­skampagne »Operation Rescue« derart stark macht für Kavanaughs Bestätigun­g im Kongress.

Trump, so Kritiker, dürfte sogar ganz persönlich­es Interesse an seinen Einzug in den juristisch­en Olymp haben. Denn am Ende könnte das Oberste Gericht auch über die strafrecht­lichen Folgen der Russland-Untersuchu­ngen von Sonderermi­ttler Robert Mueller für den Präsidente­n zu entscheide­n haben – bis hin zur Frage seiner juristisch­en Immunität. Vor diesem Hintergrun­d hatten jetzt über 70 Organisati­onen zu landesweit­en Protesten gegen eine mögliche Bestätigun­g Kavanaughs aufgerufen. Unter #StopKavana­ugh mobilisier­en Twitter-Nutzer gegen Trumps Mann. Glaubt man den Umfragen der US-amerikanis­chen Meinungsfo­rschungsin­stitute Gallup und SSRS ist er in der Bevölkerun­g inzwischen der unbeliebte­ste Anwärter für einen Platz am Obersten Gericht seit der Ablehnung von Robert Bork 1987. Der war damals Kandidat von Präsident Ronald Reagan.

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