nd.DerTag

70 000 Unterschri­ften für mehr Kitaplätze

Elternbünd­nis will Regierende­n Bürgermeis­ter Müller Petition zur Bekämpfung der Kitakrise übergeben

- Von Jérôme Lombard

In Berlin mangelt es an ausgebilde­ten Erziehern. Deswegen fehlen derzeit rund 3000 Kitaplätze. Das Elternbünd­nis »Kitakrise« fordert von der Politik schnelle Lösungen – und mehr Mitgefühl. Deutlich mehr Gehalt für Erzieher und größere Anstrengun­gen beim Neubau von Kitas: Das fordert das Berliner Elternbünd­nis »Kitakrise« in einer Online-Petition auf der Kampagnenw­ebsite Change.org. An diesem Mittwoch wollen die engagierte­n Mamas und Papas die Petition, die inzwischen schon von fast 70 000 Menschen unterschri­eben wurde, im Roten Rathaus an den Regierende­n Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) übergeben.

»Mit dieser symbolisch­en Aktion wollen wir den Druck auf die Politik erhöhen«, sagt Christine Kroke. Die 36-jährige Mutter ist in dem »Kitakrise«-Bündnis aktiv und hat die Petition ins Leben gerufen. Ende Mai war sie mit anderen betroffene­n Eltern auf die Straße gegangen, um ihren Unmut über die Situation an den Kindertage­sstätten Luft zu machen.

»In Berlin fehlen immer noch Tausende Kitaplätze. Und das sind nur die offizielle­n Zahlen«, sagt Kroke. Sie selber habe über 100 Kitas angeschrie­ben, bis sie vor kurzem endlich einen Gruppenpla­tz für ihren elf Monaten alten Sohn Carl bei einer Tagesmutte­r gefunden hat. »Für mich hat sich damit die Situation entspannt. Ich kann endlich wieder arbeiten«, sagt Kroke, die als Presserefe­rentin bei einem IT-Unternehme­n arbeitet. Auf viele Familien in der Hauptstadt wirke sich der Mangel an Kitaplätze­n aber weiterhin dramatisch aus, wie Kroke sagt.

Das Land Berlin hat die frühkindli­che Betreuung in den letzten Jahren ausgebaut. Nichtsdest­otrotz fehlen aktuell rund 3000 Kitaplätze. Das hat weniger damit zu tun, dass es in Berlin zu wenig Kitas gebe. Das Hauptprobl­em ist der eklatante Mangel an Erziehern. Auch die jüngste Ausbildung­soffensive konnte diesen Mangel bisher nicht nachhaltig lindern.

Bei einem Kita-Gipfel im Sommer hatte Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD) den Eltern versproche­n, sich für eine bessere Bezahlung der Erzieher einzusetze­n. Zudem will die Senatorin den Quereinsti­eg in den Erzieherbe­ruf fördern und die Erzieherau­sbildung für Menschen mit mittlerem Schulabsch­luss öffnen. Auch solle schnellstm­öglich ein KitaNaviga­tor erarbeitet werden, der den Eltern online einen besseren Überblick über freie Kitaplätze gibt.

»Der Senat ist durchaus bemüht, Lösungen zu finden«, meint Kroke. Was sie aber von den Politikern vermisse, sei »echtes Mitgefühl« für die betroffene­n Eltern. Sie hofft, dass sich der Regierende bei der Petitionsü­bergabe empathisch zeigt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany