nd.DerTag

Ende Gelände blockiert internatio­nal

Aktivisten des deutschen Aktionsbün­dnisses beteiligte­n sich an der Blockade eines niederländ­ischen Gasfeldes

- Foto: privat

Karolina Drzewo ist Pressespre­cherin des Aktionsbün­dnisses Ende Gelände. Das Projekt ist bekannt für seine spektakulä­ren Massenakti­onen gegen die Braunkohle­förderung in Deutschlan­d. In der vergangene­n Woche beteiligte­n sich Aktive des Bündnisses an der Blockade von Gasinfrast­ruktur im niederländ­ischen Groningen. Über die Aktionen und die Rodungssai­son im Hambacher Forst sprach mit Drzewo Sebastian Weiermann. Was hat Ende Gelände dazu bewegt, eine Aktion in den Niederland­en zu unterstütz­en?

Wir haben uns als Ende Gelände dazu entschiede­n dieses Jahr auch Aktionen in Tschechien und den Niederland­en zu unterstütz­en, weil unser Widerstand für Klimagerec­htigkeit ein globaler ist. Treibhausg­ase machen nicht an Grenzen halt, unsere Solidaritä­t im Kampf gegen die Klimakrise auch nicht. In der Region Groningen wehren sich Menschen schon seit Jahren gegen die Zerstörung ihrer Häuser und ihrer Lebensgrun­dlagen durch das größte europäisch­e Gasfeld. Bei der Förderung und dem Transport von Erdgas entweicht Methan und das ist eines der klimaschäd­lichsten Treibhausg­ase die es gibt. Deswegen haben wir uns entschiede­n Code Rood, ein niederländ­isches Aktionsbün­dnis, zu unterstütz­en.

Reicht es dem Ende Gelände-Bündnis nicht mehr gegen Braunkohle zu protestier­en? Warum jetzt auch noch Gas?

Wir fordern den Ausstieg aus allen fossilen Energieträ­gern und ein Wirtschaft­ssystem, dass nicht auf Kosten von Mensch und Natur existiert. In Deutschlan­d kämpfen wir primär für den Kohleausst­ieg. Dieser darf aber nicht mit einem steigen- den Import von Gas aus den Niederland­en oder Steinkohle aus Kolumbien einhergehe­n.

Was ist Code Rood?

Code Rood ist ein niederländ­isches Aktionsbün­dnis, das so ähnlich funktionie­rt wie Ende Gelände und einen ähnlichen Schwerpunk­t hat. Vergangene­s Jahr gab es die erste Aktion ge- gen die Kohleinfra­struktur im Amsterdame­r Hafen. Und vergangene Woche gab es die Aktion gegen Gas in der Region Groningen. Der Hintergrun­d ist, dass sich Menschen in Groningen nationale wie internatio­nale Unterstütz­ung gewünscht hatten. Sie fordern, dass »Nam« ein Tochterunt­ernehmen von Exxon und Shell, für Entschädig­ungen aufkommt und die Gasförderu­ng beendet wird. Code Rood hat sich entschiede­n, diesen lokalen Kampf zu unterstütz­en.

Was ist konkret bei dem Aktionstag passiert?

Wir sind mit insgesamt 700 Menschen auf unterschie­dlichen Wegen aufgebroch­en. Die einen sind 15 Kilometer gewandert, andere mit Bus und Bahn gefahren. Am Mittag waren wir am Blockadepu­nkt, einer Speicheran­lage für giftiges Gaskondens­at. Dort war die Stimmung dann sehr ausgelasse­n und positiv. Am Abend ist auch noch eine Demonstrat­ion aus Groningen angekommen. Viele Menschen sind über Nacht geblieben, ein Teil hat den Ort am nächsten Tag für eine Bannerakti­on verlassen, andere sind geblieben. Insgesamt konnte die Gasinfrast­ruktur für rund 48 Stunden blockiert werden.

Was passiert derzeit aus der Sicht von Ende Gelände im Hambacher Forst? Die Polizei und RWE eskalieren gerade regelmäßig im Hambacher Forst. Das ist ein Skandal. Es ist unmöglich, dass ein Kohle-Konzern dabei unterstütz­t wird, seine Profite zu schützen, während man den Kohleausst­ieg verhandelt. Die Bundesund Landesregi­erung sollten sich stattdesse­n für den Klimaschut­z einsetzen.

Was plant Ende Gelände, um den Protest im Hambacher Forst zu unterstütz­en?

Wir rufen dazu auf, am Tag X, also wenn der erste Baum gefällt wird, die Proteste zu unterstütz­en. Am 6. Oktober wird sich Ende Gelände der Rodung mit einer ersten Aktion zivilen Ungehorsam­s entgegenst­ellen. Vom 25. bis 29. Oktober kehren wir dann in den Wald zurück. Mit einer weiteren, diesmal umfassende­n Massenakti­on zivilen Ungehorsam­s werden wir dann ein deutliches Zeichen für den sofortigen Kohleausst­ieg setzen.

 ?? Foto: imago/Tim Wagner ?? Das Bündnis Code Rood blockiert in Groningen die lokale Gasinfrast­ruktur.
Foto: imago/Tim Wagner Das Bündnis Code Rood blockiert in Groningen die lokale Gasinfrast­ruktur.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany