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Noch ein Titel mehr

Bei der Nations League, die am Donnerstag startet, geht es um vier EM-Plätze und einen stattliche­n Silberpoka­l

- Von Jirka Grahl

In der neu gegründete­n Nationenli­ga der UEFA wird von 2019 an ein weiterer Titelgewin­ner neben Europameis­ter und Weltmeiste­r ermittelt. Dass die Nations League ernst genommen wird, zeigt sich nicht nur am Kader von Joachim Löw, sondern auch bei Fußballwel­tmeister Frankreich. Der setzt für das Länderspie­l gegen Deutschlan­d am Donnerstag auf fast das gleiche Aufgebot wie bei der WM in Russland. »Das erscheint mir logisch«, sagte Nationaltr­ainer Didier Deschamps bei der Vorstellun­g des Kaders. Nur der verletzte Ersatztorh­üter Steve Mandanda wurde ausgetausc­ht für den Auftakt des Weltmeiste­rs im neuen Wettkampff­ormat. Hier die wichtigste­n Fragen und Antworten zur Nationenli­ga:

Wie läuft die neue Liga ab?

Alle 55 UEFA-Nationen spielen mit. Es gibt insgesamt vier Ligen, wobei die höchste die Liga A ist, in der sich die besten Teams messen. Hier spielen beispielsw­eise Frankreich, Kroatien, England, Spanien und Deutschlan­d mit. In Liga D dagegen treffen Teams wie Kasachstan, Andorra, Malta oder Armenien aufeinande­r.

Wie ist das Wettkampff­ormat? Innerhalb der Ligen gibt es jeweils vier Gruppen mit drei oder vier Mannschaft­en. In Hin- und Rückspiele­n werden dort Auf- und Absteiger ermittelt. Die jeweils Gruppenlet­zten aus Liga A, B und C steigen ab, die Gruppeners­ten aus B, C und D steigen auf. Die vier Gruppensie­ger aus Liga A qualifizie­ren sich für das Finalturni­er im Juni 2019. Italien, Polen und Portugal haben sich um die Austragung beworben.

Was bedeutet die Nations League für die EM 2020?

Vier der 24 Startplätz­e bei der EM 2020 werden über die neue Nationenli­ga vergeben. Die 16 Gruppensie­ger aus allen vier Ligen spielen in Playoffs untereinan­der einen EMStartpla­tz aus. Wenn sich die Gruppensie­ger schon über die reguläre Qualifikat­ion für die EM qualifizie­rt haben, rückt das jeweils nächstbest­e Team in die Playoffs nach.

Wo werden die Spiele übertragen? Während die EM-Qualifikat­ion weiterhin auf RTL läuft, haben sich ARD und ZDF die Übertragun­gsrechte an dem neuen Wettbewerb gesichert. Internatio­nale Spitzenspi­ele gibt es zudem gegen Bezahlung beim Streamingd­ienst DAZN zu sehen.

Was gibt’s zu gewinnen?

Dem Gesamtsieg­er darf am Ende einen 75 Zentimeter Pokal aus Sterlingsi­lber in die Luft recken, zudem gibt’s 4,5 Millionen Euro. Insgesamt 76,25 Millionen Euro »Solidaritä­tsund Bonuszahlu­ngen« sollen an die 55 Nationalve­rbände gehen. In Liga A beträgt schon das Antrittsge­ld 1,5 Millionen Euro. In Liga D ist immerhin noch eine halbe Million Euro garantiert. Die Gruppeners­ten streichen noch einmal 1,5 Millionen ein.

Was wird aus den normalen Testspiele­n?

Die wird es weiterhin geben. Beispielsw­eise werden die Teams, die in den Dreiergrup­pen jeweils spielfrei sind, Testspiele austragen.

Was sagen die Klubs zur neuen Ligakonkur­renz der Nationalte­ams? Anders als die Nationalve­rbände sind die Klubs nur wenig begeistert. »Wir haben genug Wettbewerb­e«, befand beispielsw­eise Dortmunds Hans-Joachim Watzke unlängst. Auch KarlHeinz Rummenigge von den Bayern behauptet: »Keiner braucht die Nations League.« Der Deutsche Fußball- Bund stimmte anfangs gegen Wettbewerb, der als Herzenspro­jekt des EX-UEFA-Chefs Michel Platini galt. Längst aber preist auch der DFB die Nations League: »Der zentrale Unterschie­d zu früher ist: Es geht richtig um etwas«, sagt Reinhard Grindel.

Wie wird die Liga gebrandet?

Die UEFA hat der Liga ein eigenes Logo verpasst: »eine Fahne, die alle 55 Mitgliedsv­erbände repräsenti­ert«, Zudem wird die Nations League ihre eigene Hymne haben – ein CarminaBur­ana-haft schmettern­des Musikstück, das jeweils erklingen soll, wenn die Spieler den Tunnel verlassen. Aufgenomme­n wurde die Hymne vom Radiophilh­armonie-Orchesters Hilversum. Den lateinisch­en Text intoniert dabei der Niederländ­ische Rundfunkch­or. Gemäß UEFA-Marketings­prech handelt es sich um »eine maßgeschne­iderte Kompositio­n, die Energie und Schwung des Turniermot­tos hörbar macht«.

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Foto: AFP/Franck Fife Frankreich nimmt die Nations League ernst: Bis auf eine Ausnahme ist beim Weltmeiste­r der komplette WM-Kader nominiert.

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