Ein »Killerroboter« schützt das Great Barrier Reef
Neues Gerät soll die korallenfressenden Dornenkronenseesterne unter Kontrolle bringen
Dornenkronenseesterne sind mörderische Korallenfresser. Am Great Barrier Reef, dem weltgrößten Korallenriff, geht künftig ein Unterwasserroboter auf die Jagd. Mehrere Jahre haben australische Forscher an einem neuen »Killerroboter« gearbeitet. Ein erster Prototyp machte bereits 2015 weltweit Schlagzeilen. Der Roboter gibt nämlich Anlass zur Hoffnung, dass die gefährlichen Dornenkronenseesterne, die dem Great Barrier Reef vor der Nordostküste Australiens großen Schaden zufügen, unter Kontrolle gebracht werden können. Die gelben, unbemannten U-Boote sind jetzt einsatzbereit. Sie sind ausgetüftelter als der Prototyp und erkennen die Seesterne mit einer Wahrscheinlichkeit von über 99 Prozent. Hat der Roboter eines der korallenfressenden Tiere entdeckt, injiziert er Essig. Der Seestern stirbt und fällt von der Koralle ab.
Die Forscher der Technischen Universität Queensland (QUT), die den Roboter mit Hilfe von Google und der Great-Barrier-Reef-Stiftung entwickelt haben, erklären, der intelligente Unterwasserjäger könne zusätzlich noch zur Riffüberwachung eingesetzt werden und Daten zu Korallenbleiche, Wasserqualität, Schädlingsarten, Verschmutzung und Sedimentablagerungen übermitteln. Auch können die sogenannten RangerBots die Unterwasserwelt kartografieren.
»Der RangerBot ist das weltweit erste Unterwasserrobotersystem, das speziell für Korallenriffe entwickelt wurde«, sagte Matthew Dunbabin, ein QUT-Experte auf dem Gebiet der Robotervision, die beim Navigieren zum Einsatz kommt. Er hatte auch schon den Prototyp entwickelt. Der neue Roboter sei kostengünstig herzustellen und mit 15 Kilogramm Gewicht und einer Länge von 75 Zentimetern kompakt und handlich.
Bisher arbeiteten menschliche Taucher im Kampf gegen die »Todessterne« und injizierten die invasiven Tiere per Hand. Die Roboter kommen dagegen autonom zum Einsatz, können dreimal länger unter Wasser bleiben und sind wetterunabhängig. »Aufgrund der Größe und Komplexi- tät des Riffs ist effektives Management eine teure Mammutaufgabe«, sagte Anna Marsden, Direktorin der Great-Barrier-Reef-Stiftung. Der Roboter werde ein zusätzliches Paar Augen und Hände für das Personal sein, das versucht, das mit 2300 Kilometern Länge weltgrößte Korallenriff, das aus etwa 3000 Einzelriffen besteht, zu überwachen.
In gesunden Riffen spielt der Seestern durchaus eine wichtige Rolle, da er die schnell wachsenden Arten abfrisst und so langsamer wachsenden Korallenarten eine Chance gibt, sich ebenfalls auszubreiten. Doch das Great Barrier Reef ist krank oder zumindest angeschlagen. 2016/2017 töteten zwei Bleichen und ein Zyklon fast die Hälfte aller Korallen. Stürme, Klimawandel, Hafenerweiterungen und Abwässer aus der Landwirtschaft bedrohen zusätzlich zu den Seesternen das Riff.
Seesternplagen brechen etwa alle 17 Jahre aus, seit den 1960ern wurden vier am Riff dokumentiert. Während der warmen Sommermonate zwischen Oktober und Februar können die weiblichen Tiere bis zu 65 Millionen Eier legen. Nachdem erwachsene Tiere in einem Jahr bis zu zehn Quadratmeter an Korallen abfressen, ist der angerichtete Schaden enorm. Der WWF schätzte 2015, dass 60 000 Hektar lebendiger Korallen in den vergangenen 30 Jahren von den Dornenkronenseesternen gefressen wurden. Das entspricht einer Fläche von rund 84 000 Fußballfeldern.