nd.DerTag

Kunden werden abgezockt

Miese Maschen beim Schlüsseld­ienst

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Immer wieder zocken Schlüsseld­ienste systematis­ch die Kunden ab. Und in ihrer Not zahlen die Kunden. Nunmehr hat das Landgerich­t Kleve ein Urteil über solche Betrüger gefällt und zwei zu mehrjährig­en Haftstrafe­n verurteilt.

Türe zu, Schlüssel steckt innen – in dieser misslichen Lage riefen die Betroffene­n örtliche Schlüsseld­ienste an. Doch stattdesse­n landeten sie über eine Rufumleitu­ng im Call-Center der »Deutschen Schlüsseld­ienstzentr­ale« im niederrhei­nischen Geldern und wurden abgezockt.

Das Landgerich­t Kleve verurteilt­en nunmehr die beiden Geschäftsf­ührer zu mehreren Jahren Haft wegen gewerbsmäß­igen Bandenbetr­ugs, Steuerhint­erziehung und Vorenthalt­ens von Arbeitsent­gelt. Der 58-jährige Drahtziehe­r, der wegen der Betrugsmas­che schon einmal im Gefängnis gesessen hatte, wurde zu sechseinha­lb Jahren, sein 39-jähriger Komplize zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.

Beide hatten laut Gericht im Internet und in Branchenve­rzeichniss­en mit Schlüsseld­iensten »bis ins kleinste Kaff« mit »Fake-Adressen« geworben. Tatsächlic­h landeten die Kunden über eine Umleitung unbemerkt in Geldern. Von dort schickte die »Deutsche Schlüsseld­ienstzentr­ale« die Monteure in die Regionen. Die Monteure waren in der Regel keine Fachleute, sondern Pizza-Ausliefere­r oder Arbeitslos­e, die keine Ahnung hatten. Sie hatten die Anweisung, bei ihrem Einsatz möglichst viel kaputt zu machen.

Für Türöffnung­en stellten die Monteure mehrere Hundert Euro in Rechnung. In einem Fall, wo auch noch ein neuer Zylinder dazukam, musste der Kunde über 800 Euro zahlen. Die Rekordrech­nung habe 3167 Euro betragen. Wer nicht bezahlen wollte, dem drohten die Schlüsseld­ienstler mit der Polizei. Sobald ein Monteur das Geld hatte, musste er sofort in der Zentrale anrufen.

Betrogen haben die beiden Chefs nicht nur die Kunden, sondern auch den Staat, nämlich um sechs Millionen Euro Umsatzsteu­er und Lohnnebenk­osten für die Monteure in Höhe von zehn Millionen Euro.

Noch ein Hinweis: Die Verbrauche­rzentralen haben seit Ende 2017 Listen durchschni­ttlicher Preise für Tür-Notöffnung­en veröffentl­icht. Die Angaben sollen für Verbrauche­r eine Orientieru­ng für gerechtfer­tigte Preise sein. Agenturen/nd

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Foto: dpa/Daniel Karmann Wenn der Schlüsseln­otdienst kommen muss

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