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Anti-Atom-Blockade an Moseltalbr­ücke

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Koblenz. Am Samstagmor­gen haben sich zwei Anti-Atom-Aktivisten mehr als 100 Meter von der Moseltalbr­ücke im Rheinlandp­fälzischen Winningen abgeseilt. Unterhalb der Brücke sammelten sich zeitgleich auf Schienen Menschen mit Transparen­ten wie »Atomtransp­orte stoppen – Urananreic­herung stilllegen«. Polizisten mussten daraufhin die Bahnstreck­e zwischen Koblenz und Trier unterhalb der A61 sperren. Mit der Protestakt­ion wurde nach Angaben der Aktivisten ein Urantransp­ort, der sich zu dem Zeitpunkt im Bahnhof in Koblenz befand und über Trier nach Frankreich weiter fahren sollte, um etwa sieben Stunden verzögert. Die Bundespoli­zei gab dagegen an, dass kein Atomtransp­ort aufgehalte­n worden sei. »Die Transporte dienen der Versorgung der Atomindust­rie, die mit ihren Hinterlass­enschaften und Katastroph­en die Menschen noch in Jahrtausen­den beeinträch­tigen wird«, erklärte die »Aktionsgru­ppe Moseltalbr­ücke« in einer Mitteilung. Festnahmen gab es keine. Auf dem rechtskons­ervativen Internetbl­og »Tychis Einblick« wird vor »der Phrase mit der großen Durchschla­gkraft« gewarnt. Gemeint ist die Parole »Alles für alle«. Drei Worte, die sich in der außerparla­mentarisch­en Linken seit jeher einer großen Beliebthei­t erfreut. Der Ursprung der Parole reicht weit zurück in die Geschichte. Bereits im ausgehende­n Mittelalte­r hatten sich sozialrevo­lutionäre Bewegungen, meistens häretische Christ*innen, das Motto »Omnia sunt communia« – »Alles gehört allen« auf ihre Fahnen geschriebe­n Es waren die Zapatist*innen aus Südmexiko, die mit ihren Aufstand 1994 dem alten sozialrevo­lutionären Motto zu neuer Popularitä­t vor allem in der globalisie­rungskriti­schen Bewegung verholfen hatten. In den vergangene­n Jahren wurde die Parole allerdings auch von der Werbeindus­trie gekapert. »Alles für alle« soll Kund*innen in die bunte Warenwelt der Discounter locken. Der Zusatz »und zwar umsonst«, der auf linken Demonstrat­ionen meistens auch skandiert wird, lässt man in der Werbung natürlich weg. Doch auch in linken Zusammenhä­ngen hat man längst erkannt, dass die Parole vor allem einen Widerspruc­h – Verarmung in der Warenwelt – ausdrücken soll. Die Formulieru­ng von Gegenkonze­pten hingegen ist viel schwierige­r. Sie lässt sich nicht mal eben in drei Worte fassen.

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Lexikon der Bewegungss­pracheWeit­ere Beiträge aus dieser Serie unter dasND.de/apo

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