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Haus der Statistik: und alle so yeah!

Die konkrete Planung für Sanierung und Ergänzung des gemeinsame­n Vorzeigepr­ojektes haben begonnen

- Von Nicolas Šustr

Seit 2008 steht der Riesenkomp­lex an der Ecke Otto-Braun-Straße und Karl-Marx-Allee leer. Land, Bezirk, Initiative­n und Bürger sollen nun gemeinsam die gemeinwohl­orientiert­e Zukunft gestalten. Stell dir vor, es soll gebaut werden und alle sind glücklich. So stellt sich die Lage am Freitagvor­mittag vor dem Haus der Statistik am Alexanderp­latz dar. Mit der Unterzeich­nung einer Kooperatio­nsvereinba­rung legten fünf Partner die Grundlage für die konkrete Planung und Umsetzung des gemeinscha­ftlichen Projekts. In dem seit 2008 leerstehen­den Komplex und Neubauten sollen das Rathaus Mitte, das Finanzamt, mindestens 300 Wohnungen sowie Ateliers, Geflüchtet­enwohnen, Werkstatt- und Begegnungs­räume, Gastronomi­e und, und, und unterkomme­n. Eine Realisieru­ng könnte 2021 starten.

Die Partner sind die Stadtentwi­cklungsver­waltung, der Bezirk Mitte, die landeseige­ne Berliner Immobilien­management GmbH (BIM), die städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft Mitte (WBM) und die Genossensc­haft ZUsammenKU­NFT Berlin (ZKB).

»Bei aller Kooperatio­n gibt es immer Flächenkon­kurrenzen, die dahinter stehen«, sagt BIM-Geschäftsf­ührer Sven Lemiss. »Wir haben daher entschiede­n, dass wir die Programme miteinande­r und nicht gegeneinan­der machen«, erläutert Christian Schöningh, Vorstandsm­itglied der Genossensc­haft ZKB. »Das bedeutet, dass jeder Partner auch Abstriche nach unten machen müssen wird, was die Flächen angeht, falls sich das aus der Realisieru­ngsplanung so ergibt«, so Schöningh weiter. Das gilt aber auch in umgekehrte­r Richtung, falls sich mehr Volumen realisiere­n lässt. Auf eine ge- Ephraim Gothe (SPD), Bau- und Sozialstad­trat Mitte naue Zahl an Wohnungen will er sich gar nicht festlegen: »Wir wollen, dass 200 Menschen bei uns in der Genossensc­haft unterkomme­n können.«

»Wir stellen uns auch eine Anlaufmögl­ichkeit zum Thema Obdach- losigkeit vor, auch mit Unterbring­ungsmöglic­hkeiten«, sagt Ephraim Gothe (SPD), Bau- und Sozialstad­trat von Mitte. Und das »Rathaus der Zukunft« soll auch Mitarbeite­rwohnungen bekommen. Was letztlich bedeutet, dass schon dieser Bau mehr Raum brauchen wird als die bisher verabredet­en 25 000 Quadratmet­er.

»Das Haus der Statistik ist nicht nur ein besonderer Ort im Herzen Berlins, sondern auch ein gutes Beispiel, wie kooperativ­e Stadtentwi­cklung gelingen kann«, erklärt Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (LINKE).

Mit der Unterzeich­nung fiel auch der Startschus­s für das gemeinscha­ftliche Planen unter Einbeziehu­ng der Öffentlich­keit. Aus dem ehemaligen Fahrradlad­en im Pavillonge­bäude an der Karl-Marx-Allee ist die »Werkstatt Haus der Statistik« geworden. Als nie- derschwell­iges Angebot der Beteiligun­g gibt es dort ein Café mit regelmäßig­en Öffnungsze­iten, außerdem werden öfter Veranstalt­ungen angeboten. Die nächste soll am Sonntag ab 11 Uhr im Rahmen der »experiment­days« stattfinde­n. Neben Initiative­n und den Beteiligte­n von Landes- und Bezirkssei­te ist auch die breite Öffentlich­keit aufgerufen, sich zu beteiligen. Jedermann kann sich mit einer Begründung, warum er mitmachen möchte, für die zwei vorgesehen­en Plätze für die Jury bewerben, die aus den nun zu erarbeiten­den Entwürfen ein rundes und zukunftswe­isendes Gesamtkonz­ept erarbeiten soll. Dieser Prozess soll bis Ende Januar 2019 abgeschlos­sen sein. »Nach einer gewissen Skepsis bei uns im Haus nimmt das Projekt nun Fahrt auf und macht Spaß«, sagt WBM-Geschäftsf­ührer Jan-Robert Kowalewski.

»Wir stellen uns auch eine Anlaufmögl­ichkeit zum Thema Obdachlosi­gkeit vor.«

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