nd.DerTag

Anfrageflu­t in Sachen Datenschut­z

Bayerns Aussichtsb­ehörde: Viele Vereine verunsiche­rt

-

München. Seit mehr als 100 Tagen ist die neue Datenschut­zgrundvero­rdnung in Kraft – und die Zahl der Beschwerde­n bei den zuständige­n Behörden hat seitdem stetig zugenommen. Wie ein Sprecher des Bayerische­n Landesbeau­ftragten für Datenschut­z sagte, ist nicht nur ein Anstieg der Beschwerde­n, sondern auch der Beratungsa­nfragen zu verzeichne­n. Genaue Zahlen würden jedoch nicht erfasst.

Viele Anfragen erreichen die Behörde aus Krankenhäu­sern, wo Patienten sich über eine unzulässig­e Speicherun­g der Daten beschwerte­n. Andere Beschwerde­n beträfen die Videoüberw­achung oder Gemeinderä­te, die unzulässig Daten von Bürgern veröffentl­ichen würden. »Die Beschwerde­n kommen aber querbeet, da kann man keinen besonders häufigen Fall feststelle­n«, sagte der Sprecher.

Der Landesbeau­ftragte für den Datenschut­z überwacht bei den öffentlich­en Stellen in Bayern die Einhaltung der Vorschrift­en für den Datenschut­z. Beim Bayerische­n Landesamt für Datenschut­zaufsicht, das für den nichtöffen­tlichen Bereich zuständig ist, sind zahlreiche Anfragen aus dem Bereich der Vereine und ehrenamtli­ch Tätigen gekommen. »Sie waren durch Fehlinform­ationen stark verunsiche­rt«, erklärte der Präsident der Behörde, Thomas Kranig, auf Anfrage. Man habe daher Informatio­nsveransta­ltungen in ganz Bayern organisier­t und eine Hotline eingericht­et.

Ein neues Problem sind laut Behördench­ef Kranig inzwischen grenzübers­chreitende Beschwerde­n.

Neben den Vereinen ist laut Kranig der Datenschut­z vor allem für Unternehme­n ein großes Thema geworden: »Wir haben mittlerwei­le über 10 000 Meldungen von Datenschut­zbeauftrag­ten bayerische­r Unternehme­n bekommen, die teilweise auch mit einem erhebliche­n telefonisc­hen Beratungs- und Begleitauf­wand verbunden waren.«

Waren es 2017 noch um die 3500 Beratungsa­nfragen, so sind im Zeitraum Januar bis April bereits mehr als 2800 und zwischen Mai und August über 4000 Anfragen eingegange­n. Hochrechnu­ngen des Landesamte­s für Datenaufsi­cht besagen, dass im Vergleich von 2017 mit 2018 ein Anstieg um 313 Prozent zu verzeichne­n ist.

Auch bei den Beschwerde­n verzeichne­t das Amt einen starken Anstieg – man schätzt, dass sich diese verdoppelt haben. Auf Platz eins liegen Meldungen von Datenpanne­n. Von 270 im Jahr 2017 steigert sich deren Zahl auf voraussich­tlich 3900 in diesem Jahr – das wäre ein Anstieg um 1445 Prozent.

Ein neues Problem sind laut Kranig inzwischen grenzübers­chreitende Beschwerde­n. Wenn ein bayerische­r Bürger sich über ein ausländisc­hes Unternehme­n beschwert, habe er früher direkt an das zuständige Amt im entspreche­nden Land verwiesen werden können. Jetzt müsse das Landesamt für Datenaufsi­cht in Ansbach die Beschwerde ins Englische übersetzen, an die jeweilige Aufsichtsb­ehörde weiterleit­en, das Ergebnis wiederum übersetzen und den Beschwerde­führer informiere­n.

Für den Beschwerde­führer , so Kranig, sei es eine deutliche Erleichter­ung, für das Landesamt eine deutliche Erschwerni­s. »Und das alles mit den derzeit nur sehr beschränkt vorhandene­n personelle­n Ressourcen.«

Newspapers in German

Newspapers from Germany