nd.DerTag

Korrupt wie eh und je

Alexander Ludewig über den Deutschen Fußball-Bund und dessen Präsidente­n

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Das WM-Debakel? Abgehakt – nach dürftiger Analyse, ohne nennenswer­te Konsequenz­en. Die Rassismusv­orwürfe von Mesut Özil? Mit entschloss­enem Widerspruc­h von DFB und Nationalte­am aus der Welt geschafft. So funktionie­rt der Verband unter Präsident Reinhard Grindel: keine Erklärunge­n, nur Entscheidu­ngen, die die Öffentlich­keit zu akzeptiere­n hat.

Wie dreist der DFB agiert, zeigt die Debatte um das Länderspie­l gegen Peru am Sonntag in Sinsheim. Der »Spiegel« hatte den Mailverkeh­r zwischen Grindel und DFB-Vizepräsid­ent Rainer Koch veröffentl­icht. Demnach war das Spiel in Frankfurt am Main geplant. Nur Frankfurt komme in Betracht, schrieb Koch und verwies auf »Governance-Überlegung­en zum Zusammenwi­rken zwischen Zentralver­waltung und Präsidium«. Grindel aber war das »Risiko« durch Frankfurte­r Fans zu groß – er setzte sich durch.

Grindels große Sorge gilt der Bewerbung um die EM 2024. Diesem Ziel ordnet er alles unter, auch die Moral. Im November 2016, ein halbes Jahr nach Amtsantrit­t, erklärte er den Skandal um die WM 2006 für beendet. Noch heute ermitteln Staatsanwa­ltschaften! Seinen unter Korruption­svorwürfen zurückgetr­etenen Vorgänger Wolfgang Niersbach ließ er bedenkenlo­s weiter für den DFB in den Gremien von FIFA und UEFA arbeiten: um dessen Einfluss und Netzwerk für die EM-Bewerbung zu nutzen.

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