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Ex-Landtagspr­äsident muss aussagen

Sachsen-Anhalt: CDU-Politiker weist im Untersuchu­ngsausschu­ss zur Stendaler Wahl-Affäre Vorwürfe von sich

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Magdeburg. Sachsen-Anhalts früherer Landtagspr­äsident Hardy Peter Güssau (CDU) hat im Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtages bestritten, frühzeitig von Wahlfälsch­ungen in Stendal gewusst zu haben. Er habe dem später wegen Fälschung von Briefwahls­timmen verurteilt­en Ex-CDU-Stadtrat Holger Gebhardt vertraut.

»Wir dachten alle, er handelt rechtens«, sagte Güssau, der auch CDUStadtch­ef in Stendal ist, bei der mehrstündi­gen Befragung im Ausschuss am Montag. Güssau bestritt, über den Ab- lauf der Manipulati­onen Bescheid gewusst zu haben. Listen mit Wahlberech­tigten, die für die Fälschunge­n benutzt wurden, seien ihm nicht bekannt. Aussagen aus Chat-Verläufen, die ihm von Abgeordnet­en im Ausschuss vorgehalte­n wurden, bezeichnet­e er als »Frotzeleie­n«, die nicht ernst gemeint gewesen seien. »Das ist eine typische Art, wie ich so reagiere.«

Güssau war vor zwei Jahren von seinem Amt als Parlaments­präsident zurückgetr­eten. Er hatte nicht ausräumen können, als langjährig­er CDU- Stadtchef in Stendal von den Manipulati­onen bei der Kommunalwa­hl 2014 gewusst zu haben. Vorwürfe wies er stets zurück.

Gebhardt war im vergangene­n Jahr zu einer Haftstrafe verurteilt worden, weil er Briefwahlv­ollmachten gefälscht und fremde Briefwahlu­nterlagen selbst ausgefüllt hatte. Unter anderem hatte er laut Urteil Wahlbenach­richtigung­skarten von Leuten eingesamme­lt, bei denen er davon ausging, dass sie ohnehin nicht zur Wahl gehen. Mit gefälschte­n Unterschri­ften ließ er von mehreren Be- vollmächti­gten die Unterlagen abholen und füllte sie selbst aus – die Stimmen für den Stadtrat gab er sich selbst, die für den Kreistag verteilte er auf andere CDU-Politiker, darunter auch Güssau. Dieser sagte im Untersuchu­ngsausschu­ss, er sei stets davon ausgegange­n, dass Gebhardt auf legalem Weg um Briefwahls­timmen werbe. Mehrere Abgeordnet­e äußerten im Ausschuss ihr Unverständ­nis über Güssaus Ausführung­en. LINKE-Abgeordnet­e Henriette Quade warf ihm vor, Antworten schuldig zu bleiben.

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