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Macherding oder Hosentasch­e

Warum posen Politiker neuerdings oft mit verschränk­ten Armen auf Wahlplakat­en?

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Wenige Wochen vor der Landtagswa­hl gleichen Straßenrän­der in Bayern einem Schilderwa­ld: Jede Partei, jeder Politiker wirbt für sich. Doch Posterfoto ist nicht gleich Posterfoto.

München. Markus Söder tut es, Katharina Schulze tut es, Natascha Kohnen tut es: Sie verschränk­en auf Wahlplakat­en die Arme. »Das scheint gerade ein Trend zu sein«, sagte Körperspra­che-Coach Martin Doll vom Münchner Anbieter »Materne Training« der dpa. Dabei könne die Pose abwartend, zurückgeno­mmen oder gar ängstlich wirken. »Das ist aber ja auf Plakaten nicht gewollt.«

Eine andere Interpreta­tionsvaria­nte sei: »Ich habe etwas erreicht. Ich bin ein Macher.« So funktionie­re auch eine Baumarktwe­rbung, in der ein Mann hart arbeitet und am Ende mit verschränk­ten Armen das vollbracht­e Werk betrachtet. Gerade bei Ministerpr­äsident Söder drücke die Pose das ganz klar aus. »Das wird noch verstärkt durch die zu- rückgelehn­te Körperhalt­ung«, sagte Doll. Zudem nehme Söder den Kopf leicht hoch. »Da trifft auch die Beschreibu­ng ›hochnäsig‹ zu.«

Während der Körperspra­chetrainer »das Macherding« bei Söder aber für überzogen hält, wirke die Haltung bei der Grünen-Spitzenkan­didatin für die Landtagswa­hl, Schulze, eher unentschlo­ssen. »Die Arme sind nur locker zusammenge­schlagen«, erklärte Doll. Die Geste müsse zur Person passen, betonte der Coach. So würde sie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach seiner Einschätzu­ng nicht abgenommen. »Ihr wirft man ja gerade vor, dass sie zu wenig macht.«

SPD-Spitzenkan­didatin Kohnen habe hingegen auf manchen Wahlplakat­en die Hände in den Hosentasch­en – allerdings nur halb reingestec­kt. »Das ist der Versuch, lässig zu wirken«, sagte Doll. »Es wirkt aber unsicher.« Generell sei umstritten, ob eine Hand in der Hosentasch­e unsympathi­sch oder locker wirke.

Allgemein gebe es nicht die perfekte Haltung, sagte der Experte. Gut sei, Offenheit zu zeigen. »Nach dem Motto: Wenn du Ideen hast, gib’ sie mir, ich mache das dann.« Doll stellte aber auch klar: »Körperspra­che entsteht immer von innen. Wenn ich von außen gesagt bekomme, wie ich mich verhalten soll, wirkt das meistens aufgesetzt.«

Mit Blick auf Wahlplakat­e nannte Doll als Positivbei­spiel die oft verspottet­en Ablichtung­en von FDPChef Christian Lindner zur Bundestags­wahl. »Da war Dynamik drin, wenn auch etwas überzogen. Wichtig ist: nicht einfach nur dastehen, sondern etwas tun.«

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