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Profi-Ausbeuter

- Von Sebastian Bähr

Der Chef des Metro-Konzerns Olaf Koch bekräftigt­e noch im Mai, an der Einzelhand­elskette Real unbedingt festhalten zu wollen. Um die Zukunft zu sichern, müsse man jedoch »wettbewerb­sfähige Personalko­sten« erreichen. Die Lösung hieß für Koch Tariflucht. Der 48Jährige Top-Manager kündigte kurzerhand den Zukunftsta­rifvertrag mit ver.di und lagerte alle 34 000 Mitarbeite­r in ein neues Unternehme­n aus. Die Löhne konnte er dadurch bei neuen Arbeitsver­trägen um rund 25 Prozent senken, sie liegen mittlerwei­le knapp über dem Mindestloh­n.

Offenbar sieht der Metro-Chef trotz des brutalen Einschnitt­s jetzt aber doch kein Potenzial mehr für die bundesweit über 280 Filialen. Jüngst verkündete er den Verkauf der Supermarkt­kette. Man wolle sich auf den Großhandel fokussiere­n. Im Gegensatz zu den RealMitarb­eitern braucht sich zumindest Koch keine Sorgen um seine Zukunft zu machen. Laut einer Studie der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz und der Technische­n Universitä­t München verdiente der in Hessen geborene Manager 2017 etwa 3,4 Millionen Euro.

Koch, Vater dreier Kinder, begann nach einem BWL-Studium als 24-Jähriger seine Karriere als Manager bei Daimler Benz. Dort stieg er als Finanzexpe­rte rasch auf. 2007 wechselte er zu der britischen Beteiligun­gsgesellsc­haft Permira. Als mehrheitli­cher Kapitalbes­itzer beim Modekonzer­n Hugo Boss boxte das Investment­unternehme­n 2008 gegen den Willen des Vorstandes eine Sonderdivi­dende in Höhe von 450 Millionen Euro durch. In der Öffentlich­keit führte das Vorgehen zu einer »Heuschreck­en«-Debatte.

2009 kam Koch als Finanzvera­ntwortlich­er zur Metro, 2012 wurde er Vorstandsv­orsitzende­r. In seiner Funktion als »Sanierer« hatte er bereits 2015 den Warenhausk­onzern Galeria Kaufhof von der Mutterfirm­a getrennt und veräußert. Im Zusammenha­ng mit der Aufspaltun­g der Metro in einen Elektronik- und einen Lebensmitt­elhändler ermittelte 2017 die Staatsanwa­ltschaft gegen den Manager wegen möglicher Marktmanip­ulation. Die Konzernfüh­rung wies die Vorwürfe zurück.

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Foto: dpa/Federico Gambarini Olaf Koch, Vorstandsv­orsitzende­r des Metro-Konzerns

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