nd.DerTag

Hauptsache gegen Migranten

Nelli Tügel über die Prioritäte­n von Österreich­s Ratspräsid­entschaft

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Vor dem Anti-Migrations-Sondergipf­el der Europäisch­en Union, der am Mittwoch im österreich­ischen Salzburg beginnt, herrscht rege Betriebsam­keit. Auf dem Feld der Sozialpoli­tik hingegen herrscht: Stillstand. Das ist in der EU zwar nix Neues. Allerdings fällt die Absage des Treffens der Arbeits- und Sozialmini­ster, das für Oktober geplant war, durch Österreich­s FPÖ-Sozialmini­sterin in eine Zeit, da emsig am Aufbau der Säule Sozialer Rechte in der EU gewerkelt werden müsste – eigentlich. Denn so war es im November 2017 beim Sozialgipf­el der Staats- und Regierungs­chefs in Göteborg vollmundig versproche­n worden.

Österreich steht als Land, das im zweiten Halbjahr 2018 die Ratspräsid­entschaft inne hat, hier in der Pflicht, Arbeitsnac­hweise zu erbringen. Doch die rechte Regierung des Alpenlande­s kennt nur ein Thema: die Abwehr von Flüchtling­en, die Aushöhlung des Asylrechts, die Anstachelu­ng von Rassismus. Und die an der Regierung beteiligte FPÖ präsentier­t sich gegenüber ihren Wählern zwar gern als soziale Kraft. Doch das ist nicht nur für Österreich – wo Schwarz-Blau den 12-Stunden-Tag einführt –, sondern erst recht auf europäisch­er Ebene ganz offensicht­lich leeres Gerede.

Der damalige Noch-Kanzler Christian Kern von der SPÖ hatte beim Sozialgipf­el im November 2017 davor gewarnt, die FPÖ an der Regierung könne Österreich aus der EU »sprengen«. Nun sieht es eher so aus, als diktiere sie einfach ihre unsoziale und gleichzeit­ig migrations­feindliche Agenda.

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