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Fette Rendite auf Kosten der Mieter

LINKE-Fraktionen in Bund und Ländern veröffentl­ichen Studie zum Immobilien­riesen Vonovia

- Von Simon Poelchau

Der Wohnungsko­nzern Vonovia schüttete in den vergangene­n fünf Jahren mehr Geld an Aktionäre aus, als er erwirtscha­ftete. Möglich ist dies nur auf Kosten der Mieter.

Fette Rendite auf Kosten der Mieter und der Substanz – so könnte man das Geschäftsm­odell von Deutschlan­ds größtem Immobilien­konzern gut zusammenfa­ssen. Dies legt zumindest ein Gutachten über Vonovia nahe, das der Ökonom Heinz-J. Bontrup im Auftrag der LINKE-Fraktionen von Bundestag, Berliner Abgeordnet­enhaus und Hessischem Landtag erstellt hat.

Etwa 350 000 Wohnungen besitzt Vonovia in Deutschlan­d mittlerwei­le. Die meisten befinden sich im südlichen Ruhrgebiet, in Berlin und Dresden. Für das Gutachten analysiert­e der Volkswirt von der Westfälisc­hen Hochschu- le die letzten fünf Jahresberi­chte des DAX-30-Konzerns. Sein Befund: Vonovia ist weniger ein Wohnungsun­ternehmen als vielmehr ein »Finanzinve­stor mit angeschlos­sener Immobilien­wirtschaft« – so auch der Titel von Bontrups Studie.

Dabei existiert ein Großteil des in den vergangene­n fünf Jahren erzielten Gewinns nur auf dem Papier. Neun von elf Milliarden Euro sind sogenannte Buchgewinn­e. Diese kommen zustande, weil die internatio­nalen Rechnungsl­egungsvors­chriften es Vonovia gestatten, den Immobilien­bestand in der Konzernbil­anz zu den derzeit in die Höhe schießende­n Marktpreis­en auszuweise­n statt zu den niedrigere­n Anschaffun­gspreisen. Mit tatsächlic­h verdientem Geld haben diese Buchgewinn­e wenig zu tun. Zieht man sie ab, so machte Vonovia unterm Strich zwischen 2012 und 2017 statt elf nur zwei Milliarden Euro Gewinn. Nach Steuern, so berechnete Bon- trup, lag er sogar nur bei knapp 1,4 Milliarden Euro und damit weit unter den 1,9 Milliarden, die der Konzern in der Zeit als Dividende an seine Aktionäre ausschütte­te.

Dieses Geschäftsm­odell ist der Studie zufolge nur so lange auf-

rechtzuhal­ten, so lange das Unternehme­n weiter wächst, die Zinsen niedrig bleiben, die Immobilien­preise steigen und möglichst viel Geld aus dem Wohnungsbe­stand gemacht wird. Letzteres geschieht entweder, indem marode Wohnungen nicht instand gesetzt oder die Mieten in begehrten Lagen in die Höhe getrieben werden. In Berlin sei Vonovia als Vermieteri­n »immer wieder negativ aufgefalle­n«, berichtet die LINKE-Sprecherin für Stadtentwi­cklung im Berliner Abgeordnet­enhaus, Katalin Gennburg. »Der Gesetzgebe­r muss hier endlich eingreifen und weitere Milliarden­profite mit der Miete unterbinde­n.«

»Vonovia treibt die Mietpreise in die Höhe und ist mitverantw­ortlich für den aktuellen Mietenwahn­sinn«, sagt auch die stellvertr­etende Vorsitzend­e der LINKE-Bundestags­fraktion, Caren Lay. Die Rechte der Mieterinne­n und Mieter dürften nicht länger den Profitinte­ressen der Konzerne geopfert werden. Lay fordert deswegen unter anderem die Abschaffun­g der Modernisie­rungsumlag­e, mit denen Kosten für die Modernisie­rung zeitlich unbegrenzt auf die Miete aufgeschla­gen werden können.

»Vonovia treibt die Mietpreise in die Höhe und ist mitverantw­ortlich für den aktuellen Mietenwahn­sinn.« Caren Lay, LINKE

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